Die Schockwelle der „Steuerform 25“: Warum die arbeitende Mitte bis zu 10.000 Euro mehr im Jahr bekommen soll – und wovor die Kartellparteien wirklich Angst haben

Deutschland ist ein Land der Leistung, des Fleißes und der Pünktlichkeit. Oder war es das zumindest? Wer heute morgens früh aufsteht, bis spät abends rackert und mit seinem Beitrag die Staatskassen füllt, wird mit einem Gefühl zurückgelassen, das tiefer sitzt als jede politische Debatte: dem Gefühl, ein nasses Handtuch zu sein, das vom Staat bis auf den letzten Tropfen ausgewrungen wird. Die Steuerlast, die Abgaben, die Bürokratie – sie alle fressen die Früchte harter Arbeit auf und lassen die berechtigte Frage zurück: Lohnt sich Leistung in Deutschland überhaupt noch?

Inmitten dieser tief sitzenden Frustration, in einer politischen Landschaft, die seit Jahren vor echten, radikalen Reformen zurückschreckt, ist ein Konzept aufgetaucht, das die etablierten Parteien – die sogenannten „Kartellparteien“ – in Angst und Schrecken versetzt. Es ist das Steuerkonzept der AfD, intern oft als „Steuerform 25“ bezeichnet. Die zentrale Botschaft ist einfach und aufrührerisch: Alle Menschen in Deutschland, die arbeiten, sollen spürbar mehr Geld bekommen. Es ist ein Versprechen, das, wenn man die Berechnungen der Partei und die Analysen anerkannter Steuerexperten betrachtet, nicht nur populistisches Getöse, sondern eine fundierte, wenn auch radikale, politische und wirtschaftliche Vision darstellt. Es ist der Plan für eine Entlastung der Bürger in Milliardenhöhe, die das Land in seinen Grundfesten erschüttern könnte.

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Die Kapitulation der Leistungsträger: Ein System, das bestraft

Die deutsche Realität ist eine der absurdesten in der industrialisierten Welt. Während Politiker gerne von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit sprechen, sehen wir eine wachsende Zahl von Menschen, die trotz Vollzeitbeschäftigung auf staatliche Unterstützung oder gar die „Tafel“ angewiesen sind, um ihre Familien zu ernähren. Dieses Phänomen ist, wie der ehemalige Verfassungsrichter Paul Kirchhof es formulieren würde, ein Verbrechen am Leistungswillen der Bürger. Es ist ein ekelerregender Zustand, dass in einem der reichsten Länder der Erde derjenige, der den Allerwertesten aufreißt, um etwas zu leisten und der Gesellschaft etwas zurückzugeben, am Ende des Monats bestraft wird. Jede zusätzliche Qualifikation, jede Beförderung, jede Überstunde führt nicht zu dem erhofften Wohlstandssprung, sondern nur zu einem höheren Anteil, den der Staat rigoros einkassiert. Es ist dieses Gefühl der Ungerechtigkeit, das die politische Mitte Deutschlands erfasst hat und das eine radikale Reform nicht nur wünschenswert, sondern zwingend notwendig macht.

Die ewigen Vorwürfe der politischen Konkurrenz gegen die AfD – sie habe keine Lösungsvorschläge, könne nur meckern, sei eine Partei für „Reiche“ – laufen ins Leere, sobald man die Zahlen des „Steuerform 25“-Konzepts nüchtern betrachtet. Das Konzept ist nicht nur eine Korrektur; es ist eine komplette Neuzeichnung des Verhältnisses zwischen Staat und Bürger.

Das Herzstück der Revolution: 25 Prozent für alle und massive Freibeträge

Das Fundament der AfD-Steuerreform basiert auf einer radikalen Vereinfachung, deren Kernidee auf dem renommierten Kirchhof-Modell aufbaut. Die AfD schlägt vor, alle Erträge mit einem einzigen, fairen Satz von 25 Prozent zu besteuern – egal ob Unternehmer, Arbeitnehmer oder Selbstständiger. Die Komplexität, die unser aktuelles Steuerrecht mit seinen Tausenden von Paragraphen und unzähligen Ausnahmetatbeständen zementiert, soll verschwinden. Das Ziel ist eine Steuererklärung, die theoretisch auf einem Bierdeckel Platz findet – eine Vision, die Friedrich Merz einst beschwor, aber nie umsetzte.

Doch die wahre Entlastung, die den Nerv der Mittelschicht trifft, liegt in den Freibeträgen:

    Grundfreibetrag: 15.000 Euro pro erwachsener Person.

    Kinderfreibetrag: 12.000 Euro pro Kind.

Was bedeutet das in der Praxis? Es bedeutet, dass eine Familie mit zwei erwerbstätigen Erwachsenen und zwei Kindern, die zusammen ein jährliches Bruttoeinkommen von 60.000 Euro erzielt, nicht nur einen theoretisch vereinfachten Steuersatz genießt, sondern durch die massiven Freibeträge eine Steuerersparnis erlebt, die das Leben fundamental verändert. Die Berechnungen, die die AfD selbst auf ihrer Webseite präsentiert, sind atemberaubend und erklären die Panik bei der Konkurrenz. Bei einem mittleren Gehalt von 60.000 Euro mit den genannten Familienkonstellationen sind fast 10.000 Euro mehr im Jahr möglich – das entspricht einer Steigerung des Nettoeinkommens um sage und schreibe 15 Prozent! Eine sofortige, ungekürzte Steigerung der Kaufkraft, die ohne eine einzige Gehaltsverhandlung erreicht wird.

Selbst Geringverdiener, denen oft unterstellt wird, das AfD-Konzept sei irrelevant, profitieren massiv. Ein Mindestlohnempfänger, der ab 2026 den prognostizierten Stundenlohn von 13,90 Euro verdient (ca. 26.600 Euro brutto jährlich) und in Steuerklasse 1 fällt, würde jährlich über 500 Euro zusätzlich zur Verfügung haben. Mit zwei Kindern steigt dieser Vorteil sogar auf über 1.700 Euro pro Jahr. Und wer ein geringeres Einkommen unterhalb des großzügigen Grundfreibetrages erzielt, zahlt schlicht 0 Euro Steuern – ein Konzept, das die Schwächsten in der Gesellschaft besser schützt, als das komplexe und löchrige aktuelle System es je könnte.

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Das „Freiheitsprojekt für die Mitte“ und das Lob der Koryphäe

Die Idee einer radikalen Steuerreform ist kein „Elitenprojekt“, das nur den Wenigen nützt, wie Kritiker gerne behaupten. Es ist, in den Worten des ehemaligen Richters am Bundesverfassungsgericht, Paul Kirchhof, ein „Freiheitsprojekt für die Mitte“. Kirchhof, eine der unbestrittenen Koryphäen auf dem Gebiet des Steuerrechts, lobt die fachliche Qualität des AfD-Konzepts. Die Autoren hätten sein eigenes, 2011 vorgelegtes Bundessteuergesetzbuch – ein umfassender Reformvorschlag auf über 1000 Seiten, der nur einen Bruchteil des Umfangs unseres heutigen Steuerrechts hat – nicht nur gelesen, sondern „weitergedacht“.

Die Philosophie hinter dieser Reform ist ein klares Leistungskonzept. Es geht darum, Anreize zu schaffen:

Arbeitsanreiz: Wer mehr arbeitet, soll signifikant mehr behalten.

Bildungsanreiz: Die Bereitschaft zu Fortbildungen, Abendschulen oder einem weiteren Studium steigt, wenn der finanzielle Ertrag die Mühe rechtfertigt.

Investitionsanreiz: Bürger, die plötzlich 1.000 Euro netto mehr pro Monat in der Tasche haben, investieren. Sie können Altersvorsorge betreiben, Rücklagen bilden oder – und das ist ein zentraler Punkt – in Immobilien investieren, um Wohnraum zu schaffen.

Kirchhof und die Befürworter des Konzepts sind sich einig: Der Staat schafft keinen Wohnraum. Das tun Bürger, Investoren, die sogenannten „bösen Vermieter“. Und diese Investitionen sind nur möglich, wenn die arbeitende Bevölkerung nicht bis zur Erschöpfung ausgepresst wird. Ein System, das Leistung belohnt, Familien schützt und unnötige Gestaltungslücken schließt, ist das, was Deutschland dringend braucht, um aus der aktuellen Stagnation herauszufinden.

Der Konflikt um den Mindestlohn und die Inflation

Ein zentraler Kritikpunkt, der vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ins Feld geführt wird, ist die vermeintliche Anti-Arbeiter-Haltung der AfD. Man wirft ihr vor, gegen eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro gestimmt zu haben und Gesetze zur Tariftreue abzulehnen. Die Argumentation der Befürworter der Steuerform 25 kontert diesen Vorwurf jedoch mit einer brutalen ökonomischen Logik: Der Mindestlohn ist der größte Inflationsmotor der letzten Jahre.

Sobald Löhne per Gesetz erhöht werden, geben die Unternehmen diese Kostensteigerung an die Verbraucher weiter. Die Preise für Service, Produkte, im Supermarkt – sie alle steigen. Die logische Konsequenz ist, dass der Mindestlohnempfänger zwar auf dem Papier mehr Geld bekommt, real aber durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten keinen echten Vorteil hat. Der Staat ist, überspitzt gesagt, der einzige, der vom erhöhten Mindestlohn profitiert, da er höhere Steuereinnahmen verbucht.

Die AfD-Steuerreform verfolgt den umgekehrten Weg: Statt den Firmen Zwangslöhne vorzuschreiben und damit die Inflation zu befeuern, entlastet man den Arbeitnehmer direkt auf der Netto-Seite. Er behält mehr von seinem Brutto, die Kaufkraft steigt, ohne dass die Unternehmen gezwungen sind, Preise zu erhöhen. Das ist der große Unterschied zwischen einer staatlich verordneten Lohnspirale und einer echten, steuerlichen Entlastung. Es ist ein richtiges, in sich kohärentes Konzept, das die Probleme an der Wurzel und nicht nur an der Oberfläche bekämpft.

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Die brisante Gegenfinanzierung: Der Preis der Freiheit

Die entscheidende Frage, die in jedem politischen Gespräch über eine massive Steuersenkung aufkommt, lautet: Woher kommt das Geld? Die Kritiker argumentieren gebetsmühlenartig, das Konzept sei nicht finanzierbar. Doch hier legen die Befürworter den Finger tief in die offene Wunde des aktuellen Bundeshaushalts. Die Gegenfinanzierung der massiven Entlastung für die arbeitende Bevölkerung soll nicht über neue Schulden, sondern über die radikale Streichung dessen erfolgen, was die AfD als unnötige oder nicht primär den deutschen Bürgern dienende Ausgaben identifiziert.

Die AfD präsentiert eine Auflistung potenzieller Einsparungen in Höhe von insgesamt 134,5 Milliarden Euro pro Jahr – eine Summe, die etwa 35 Prozent der Steuereinnahmen des Bundes ausmacht. Diese Liste ist der explosive Zünder der politischen Debatte und zwingt die etablierten Parteien in die Defensive, da sie ihre eigenen politischen Prioritäten in Frage stellt. Zu den vorgeschlagenen Kürzungen gehören unter anderem:

Migrationskosten.

Bürgergeld für Ausländer.

Klimaschutzprojekte im Ausland.

Entwicklungshilfe.

Zahlungen an internationale Organisationen.

Unterstützung für die Ukraine.

Kindergeldzahlungen an Ausländer.

Der EU-Nettosaldo.

Dieser Katalog von Kürzungen ist die notwendige politische Begleitmusik zur Steuerreform. Nach dieser Logik wird der arbeitenden Bevölkerung nicht „irgendwo“ Geld weggenommen, um es woanders hinzuschieben, sondern es wird zunächst nicht bei den Leistungsträgern erhoben, indem man im Gegenzug politische Projekte und Zahlungen reduziert, die nicht direkt dem deutschen Steuerzahler zugutekommen. Das Argument ist scharf und kompromisslos: Wenn wir die 15 Millionen Nettosteuerzahler in Deutschland (die arbeitende Bevölkerung) entlasten und belohnen wollen, müssen wir die Prioritäten neu ordnen.

Fazit: Eine notwendige Debatte, die die Angst schürt

Die „Steuerform 25“ der AfD ist mehr als nur ein politisches Programm; sie ist ein Manifest gegen die Verkrustung und Ungerechtigkeit des aktuellen Steuersystems. Mit der Aussicht auf tausende Euro mehr im Jahr für die breite Mitte der Gesellschaft – Geld, das für Altersvorsorge, Investitionen und einen bescheidenen Familienurlaub verwendet werden könnte – greift die AfD die etablierten Parteien dort an, wo es am schmerzhaftesten ist: im Portemonnaie des Wählers.

Die Angst der Kartellparteien ist nicht die Angst vor einem unfinanzierbaren Konzept, das von einem Top-Experten wie Paul Kirchhof als fachlich fundiert gelobt wird. Ihre Angst ist die Angst vor der Wahrheit der Zahlen, die Angst davor, dass der arbeitende Bürger durch einen einfachen Rechner erfährt, wie sehr er vom aktuellen System über den Tisch gezogen wird. Ihre Angst ist die Angst vor einer politischen Realität, in der Leistung endlich wieder belohnt wird und in der ihre jahrzehntelang verteidigten politischen Ausgabenpositionen plötzlich als entbehrlich entlarvt werden.

Der Weg zur Umsetzung dieses Konzepts ist lang und politisch steinig, da es einen kompletten Paradigmenwechsel in der Berliner Regierung erfordert. Doch die Debatte ist eröffnet. Die Bürger sind aufgefordert, sich nicht von ideologischen Vorwürfen ablenken zu lassen, sondern die Rechner zu bemühen und sich selbst zu fragen: Wie viel ist mir meine eigene finanzielle Freiheit wert? Und welche politischen Opfer bin ich bereit einzufordern, damit die Leistungsträger in Deutschland endlich das bekommen, was sie verdienen?