Es gibt Liebesgeschichten, die so perfekt erscheinen, dass sie wie ein modernes Märchen wirken. Und dann gibt es die Realität, die oft grausamer ist als jede Fiktion. Über Jahrzehnte waren Al Bano Carrisi und Romina Power das Symbol für italienische Romantik schlechthin. Ihre Stimmen verschmolzen zu einer Einheit, ihre Blicke auf der Bühne versprachen ewige Treue, und Hits wie „Felicità“ und „Sharazan“ wurden zum Soundtrack ganzer Generationen. Doch nun, im Alter von 81 Jahren, hat Al Bano beschlossen, die glänzende Fassade einzureißen. In einer emotionalen und schonungslosen Beichte offenbart er, was wirklich hinter den Kulissen geschah – und bestätigt damit dunkle Gerüchte, die schon lange durch die Gassen von Cellino San Marco flüsterten.
Es ist eine Geschichte von himmelhoch jauchzender Liebe, die in einem tiefen Tal aus Tränen, Drogenvorwürfen und unermesslichem Verlust endete.
Das Märchen, das auf einer Lüge tanzte?
Als sich der junge, leidenschaftliche Süditaliener Al Bano 1967 in die bildschöne Hollywood-Tochter Romina Power verliebte, schien das Schicksal selbst Regie zu führen. Er, der Junge vom Land mit der gewaltigen Stimme; sie, die elfenhafte Schönheit aus gutem Hause. Gegen alle Widerstände heirateten sie und bauten sich ein Nest im sonnigen Apulien. Vier Kinder krönten ihr Glück. Die Welt lag ihnen zu Füßen. Doch Al Bano enthüllt nun, dass der Riss durch ihr Leben nicht erst mit dem bekannten Schicksalsschlag begann, sondern viel schleichender war.
„Drogen haben unsere Ehe zerstört“, sagt Al Bano heute mit einer Bitterkeit, die auch nach all den Jahren noch spürbar ist. In einem Interview, das wie eine Abrechnung wirkt, behauptet er, dass Romina dem Marihuana verfallen war. „Sie rauchte das Zeug bis zu viermal am Tag“, so seine schockierende Aussage. Für Al Bano, einen Mann, der fest mit beiden Beinen auf dem Boden stand und Drogen verabscheute, war dies der Anfang vom Ende. Er beschreibt, wie die Droge die Frau, die er liebte, veränderte: „Sie war fröhlich, wenn sie high war, doch sobald die Wirkung nachließ, fiel sie in Traurigkeit und Tränen. Sie war nicht mehr dieselbe.“

Die Tragödie um Ylenia: Der finale Dolchstoß
Doch das Gift, das in ihre Ehe sickerte, war nichts im Vergleich zu dem Hammerschlag, der sie 1994 traf. Ihre älteste Tochter Ylenia, gerade einmal 23 Jahre alt, verschwand spurlos in New Orleans. Die Umstände sind bis heute mysteriös und herzzerreißend. Ein Zeuge berichtete von einer Frau, die in den Mississippi sprang mit den Worten: „Ich gehöre dem Wasser.“
Für Al Bano war dies der Moment, in dem die Welt stehen blieb. Doch während er irgendwann, nach Jahren der quälenden Ungewissheit, den Tod seiner Tochter akzeptierte, um Frieden zu finden, klammerte sich Romina an die Hoffnung. Diese unterschiedlichen Wege der Trauer rissen den Graben zwischen ihnen unüberbrückbar auf.
Doch Al Banos Beichte geht noch tiefer und berührt einen Punkt, der fast unverzeihlich scheint. Er warf Romina in der Vergangenheit vor, Ylenia überhaupt erst mit Drogen in Kontakt gebracht zu haben. „Romina hat sie in diese Welt eingeführt“, lautete der ungeheuerliche Vorwurf. Er behauptete sogar, Romina habe unter dem Einfluss von Drogen die Realität verloren und ihre Tochter in deren eigene Abhängigkeit begleitet. Romina hat diese Vorwürfe stets vehement bestritten und ihre Anwälte eingeschaltet, um ihren Ruf und das Andenken ihrer Tochter zu schützen. Es steht Aussage gegen Aussage in einem der bittersten Rosenkriege der Musikgeschichte.
Ein Leben in zwei Welten: Loredana, die Retterin
Nach der Scheidung 1999 lag Al Banos Leben in Trümmern. Das Haus in Cellino San Marco, einst erfüllt von Kinderlachen und Musik, war leer und still. „Ich war so allein, dass ich ans Aufgeben dachte“, gesteht der Sänger. In dieser dunkelsten Stunde trat eine neue Frau in sein Leben: Loredana Lecciso.
Sie war das genaue Gegenteil der ätherischen Romina: bodenständig, direkt, eine Fernsehfrau. Und sie hatte es nicht leicht. Die Öffentlichkeit, noch immer im Bann des „Traumpaares“, sah in ihr oft nur den Ersatz, die Frau, die versuchte, eine Legende zu verdrängen. Doch Al Bano stellt klar: Loredana war seine Rettung. „Sie brachte das Leben zurück in mein Zuhause.“ Sie schenkte ihm zwei weitere Kinder, Jasmine und Al Bano Jr., und füllte die Leere mit Chaos, Lachen und neuer Liebe.
Es ist bezeichnend für Al Banos Loyalität, dass er trotz aller öffentlichen Kritik zu Loredana hielt. Auch wenn sie sich 2018 kurzzeitig trennten, fanden sie wieder zueinander. Heute sagt Loredana stolz: „Jeden Morgen bringt er mir noch immer eine Rose.“ Es ist vielleicht keine Märchenliebe für die Titelseiten, aber es ist eine Liebe, die im echten Leben Bestand hat, die Stürme übersteht und die den Alltag meistert.

Die Wiedervereinigung auf der Bühne – und die kalte Realität
Als Al Bano und Romina 2013 nach fast zwei Jahrzehnten der Eiszeit wieder gemeinsam auf der Bühne standen – erst in Moskau, dann in Sanremo und auf Welttournee –, jubelten die Fans. Die Magie ihrer Stimmen war noch da. „Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben“, gab Al Bano zu. Doch er stellt auch unmissverständlich klar: Das war nur die Musik.
Abseits des Scheinwerferlichts leben sie in getrennten Welten. Romina fand Trost im Glauben und in der Kunst, Al Bano in seiner neuen Familie und seinem Landgut. Die Hoffnung vieler Fans auf ein romantisches Comeback nennt er eine Illusion. „Manche Dinge, wenn sie zerbrechen, lassen sich nicht mehr reparieren.“
Fazit: Die Wahrheit hinter dem Mythos
Mit 81 Jahren blickt Al Bano Carrisi auf ein Leben zurück, das reich an Triumphen, aber auch gesättigt von Schmerz ist. Seine späte Offenheit mag manche Fans schockieren, die das makellose Bild von „Al Bano & Romina“ bewahren wollten. Doch sie zeigt auch den Menschen hinter dem Star: einen Vater, der um sein Kind weint; einen Ehemann, der zusehen musste, wie seine Frau ihm entglitt; und einen Mann, der trotz allem den Mut fand, neu anzufangen.
Die Geschichte von Al Bano und Romina ist am Ende kein Märchen, sondern eine menschliche Tragödie mit einem Soundtrack, der uns alle berührt hat. Sie lehrt uns, dass Ruhm nicht vor Leid schützt und dass die wahre Liebe vielleicht nicht die ist, die am lautesten besungen wird, sondern die, die bleibt, wenn die Musik verstummt. Loredana ist geblieben. Romina ist gegangen. Und Al Bano? Er singt weiter – für die Erinnerung, für die Zukunft und für das Leben, das trotz aller Narben weitergeht.

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