Er ist die unverkennbare Stimme der Berge, das Gesicht der „Kastelruther Spatzen“ und für Millionen Fans ein Symbol für Beständigkeit und Heimatglück. Norbert Rier (65) steht seit Jahrzehnten im Rampenlicht, stets professionell, stets lächelnd. Doch dieses Lächeln, so wissen wir heute, war oft nur eine Maske. Hinter der Fassade des erfolgreichen Volksmusik-Stars spielte sich ein Drama ab, das an Tragik kaum zu überbieten ist. Jetzt, nach Jahren des diskreten Schweigens und der stillen Kämpfe, hat Norbert Rier endlich offenbart, wie nah er und seine Familie wirklich am Abgrund standen.

Es ist eine Geschichte, die nicht von goldenen Schallplatten erzählt, sondern von der nackten Angst ums Überleben. Eine Geschichte, die zeigt, dass Ruhm und Applaus verblassen, wenn das Schicksal zuschlägt – und bei den Riers schlug es gleich doppelt zu.

Der heimtückische Feind im eigenen Körper

Alles begann harmlos, mit einer routinemäßigen Untersuchung. Norbert Rier, der Mann, der nie krank zu sein schien, fühlte sich fit. Doch die Ärzte entdeckten einen kleinen Tumor. Die Diagnose traf ihn wie ein Hammer: Speicheldrüsenkrebs. Eine seltene, aber gefährliche Krebsart, die sofortiges Handeln erforderte.

Für einen Sänger ist diese Diagnose der absolute Albtraum. Die Operation musste in einem Bereich durchgeführt werden, der von empfindlichen Gesichtsnerven durchzogen ist. Ein falscher Schnitt, und Norbert Rier hätte nie wieder singen, vielleicht nicht einmal mehr richtig sprechen können. „Die Angst war mein ständiger Begleiter“, gestand er nun in einem bewegenden Rückblick.

Die Behandlung war eine Tortur. Operation, Bestrahlung, Chemotherapie. Der Mann, der auf der Bühne Kraft und Lebensfreude versprühte, lag erschöpft und von Übelkeit geplagt im Krankenbett. Die Nebenwirkungen waren brutal: Haarausfall, ein geschwächtes Immunsystem und die ständige Sorge, ob der Krebs zurückkehren würde. Nach der OP blieb ein Teil seines Gesichts taub, die Muskeln gehorchten ihm nicht mehr wie früher. Für den Perfektionisten Rier eine Katastrophe, doch er kämpfte sich zurück – für seine Fans, aber vor allem für seine Familie.

Der zweite Schicksalsschlag: Ein Vater in Angst

Doch kaum schien Norbert den eigenen Kampf gewonnen zu haben, wartete die nächste Hiobsbotschaft. Es war jener Anruf, den alle Eltern fürchten. Mitten in der Nacht klingelte das Telefon. Sein Sohn Alexander (39) hatte einen schweren Autounfall.

Auf dem Heimweg von einem Freund, auf den kurvigen Bergstraßen Südtirols, verlor Alexander die Kontrolle über seinen Wagen. War es Sekundenschlaf? Ein Moment der Unachtsamkeit? „Wir wissen es bis heute nicht genau“, so Norbert leise. Fest steht nur: Der Wagen kam von der Straße ab. Alexander wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Für Norbert Rier, der selbst noch von seiner Krebstherapie gezeichnet war, brach eine Welt zusammen. Der eigene Schmerz rückte völlig in den Hintergrund. „Ich fühlte mich so hilflos“, gab er zu. Der starke „Spatzen“-Chef war plötzlich nur noch ein Vater, der am Bett seines Sohnes saß und betete. Die Ärzte kämpften um Alexanders Gesundheit, die Situation war ernst, die Zukunft ungewiss.

Das Geständnis: „Ich habe nur funktioniert“

Lange hielt Norbert Rier sich bedeckt, sprach in Interviews nur das Nötigste über diese dunklen Zeiten. Man wollte die Fans nicht beunruhigen, die heile Welt der Volksmusik nicht mit zu viel Realität belasten. Doch nun brach es aus ihm heraus. Er gab zu, was viele ahnten, aber niemand laut auszusprechen wagte: Dass er zeitweise die Hoffnung fast verloren hatte.

„Es gab Momente, da habe ich nur noch funktioniert“, so Rier. Die Musik, die ihm immer Kraft gegeben hatte, war plötzlich weit weg. Was zählte, war nur noch das Überleben – sein eigenes und das seines Sohnes. Er sprach offen über die psychische Belastung, die Angst vor der Zukunft und die Nächte, in denen er wach lag und sich fragte: „Warum wir?“

Die Rückkehr ins Licht

Emotionaler Abschied: Kastelruther Spatzen-Sänger Norbert Rier legt eine  Pause ein

Aber Norbert Rier wäre nicht Norbert Rier, wenn er aufgegeben hätte. Sein tiefer Glaube an einen Schutzengel, der sowohl über ihn als auch über Alexander wachte, gab ihm Halt. Alexander überlebte den Unfall, kämpfte sich zurück ins Leben, genau wie sein Vater.

Heute steht Norbert Rier wieder auf der Bühne, vielleicht nicht mehr mit derselben unbändigen Energie von früher, aber mit einer neuen Tiefe. Er singt seine Lieder jetzt anders – bewusster, dankbarer. Er weiß, wie schnell alles vorbei sein kann.

Seine Offenheit hat ihm noch mehr Respekt eingebracht als all seine musikalischen Erfolge. Sie zeigt einen Menschen, der verletzlich ist, der fällt, aber immer wieder aufsteht. Die Geschichte der Familie Rier ist eine Mahnung an uns alle: Gesundheit und Familie sind keine Selbstverständlichkeit. Sie sind das einzige, was am Ende wirklich zählt. Und wenn Norbert Rier heute „Eine weiße Rose“ anstimmt, dann singt er sie nicht nur für sein Publikum, sondern als Hymne an das Leben selbst.

Nach Unfall: Große Sorge um Kastelruther-Spatzen-Sohn - stars24