Ein Moment der Schwäche, ein Zögern im Regieraum und am nächsten Morgen die Kündigung: Jan Hofer, die langjährige Stimme der Nation, blickt auf seine bewegte Karriere zurück und lüftet Geheimnisse, die jahrelang hinter den dicken Mauern der ARD-Studios verborgen blieben.

Es sind Momente, die sich in das kollektive Gedächtnis der Fernsehzuschauer eingebrannt haben: Das Studiolicht ist grell, die Kamera läuft, und Millionen Menschen schauen zu. Für Jan Hofer, den Grandseigneur der deutschen Nachrichtenlandschaft, war diese Drucksituation jahrzehntelang Alltag. Doch nun, im Alter von 75 Jahren und nach seinem Abschied von der großen Nachrichtenbühne, bricht der ehemalige „Mr. Tagesschau“ sein Schweigen über einen Vorfall, der weit dramatischere Folgen hatte, als es der Öffentlichkeit bisher bekannt war. In einem offenen Interview gewährt er tiefe Einblicke in die gnadenlose Maschinerie des Live-Fernsehens, spricht über verpasste Nachfolge-Chancen und verrät, warum er noch lange nicht ans Aufhören denkt.

Der Tag, an dem die Kamera nicht ausging

Jan Hofer stand immer für Professionalität. Seine ruhige Stimme und sein souveränes Auftreten gaben den Menschen in unruhigen Zeiten Halt. Doch auch ein Profi ist nur ein Mensch. Als Hofer vor einigen Jahren während einer Live-Sendung der „Tagesschau“ einen Schwächeanfall erlitt und vor laufenden Kameras kollabierte, hielt die Nation den Atem an. Was die Zuschauer sahen, war ein Mann, der kämpfte und schließlich dem körperlichen Stress erlag. Was sie nicht sahen, war das Drama, das sich zeitgleich hinter den Kulissen im Regieraum abspielte – und das brutale Nachspiel, das dieser Vorfall für einen Kollegen hatte.

„Dieser Vorfall hat den verantwortlichen Regisseur im Studio den Job gekostet“, enthüllt Hofer nun gegenüber der „Bild“-Zeitung. Die Hintergründe zeugen von der Härte des Geschäfts. Offenbar stand der betreffende Regisseur bereits unter Beobachtung, seine Position war wackelig. Der Zusammenbruch des Chefsprechers wurde zur ultimativen Bewährungsprobe, die er tragisch verpatzte. Das bittere Motto der Verantwortlichen lautete laut Hofer: „Wenn was in der Live-Sendung passiert, dann sind wir da.“ Doch genau das passierte nicht.

„Da kippe ich ausgerechnet um und keiner schaltet ab“, resümiert Hofer das Versagen der Regie. Statt das Bild sofort zu schwärzen oder auf einen anderen Beitrag zu schalten, blieb die Kamera drauf. Die Hilflosigkeit des Momentes wurde ungefiltert in Millionen Wohnzimmer gesendet. Für den Regisseur gab es keine zweite Chance. „Am Tag danach war er seinen Job los“, bestätigt der 75-Jährige trocken. Es ist eine Anekdote, die verdeutlicht, wie schmal der Grat zwischen Erfolg und Absturz in der Medienbranche ist – nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera.

Meine Kinder, meine Erben: Das Casting-Drama

Neben den dunklen Momenten erinnert sich Hofer aber auch liebevoll an seine Zeit bei der ARD zurück, insbesondere an die Kollegen, die er teilweise mit ausgebildet und gefördert hat. Judith Rakers, Constantin Schreiber und Linda Zervakis bezeichnet er fast zärtlich als „meine Kinder“. „Alle sind unter mir groß geworden“, sagt er nicht ohne Stolz. Er sah sich als Mentor, der sein Wissen an die nächste Generation weitergab.

Doch auch hier lief nicht immer alles nach Plan. Besonders der Weggang von Linda Zervakis scheint Hofer noch immer zu beschäftigen. Er hätte sie gerne als seine direkte Nachfolgerin auf dem Thron der 20-Uhr-Nachrichten gesehen. Sie brachte alles mit: Charisma, Kompetenz und Beliebtheit. Doch die Mühlen der öffentlich-rechtlichen Sender mahlen oft langsam, manchmal zu langsam für die dynamische Medienwelt. Zu dem Zeitpunkt, als Hofer die Weichen stellen wollte, war Zervakis bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen mit ProSieben. Der Privatsender hatte schneller zugegriffen, und die ARD verlor eines ihrer bekanntesten Gesichter. Ein Verlust, den Hofer offenbar bedauerte, der aber zeigt, wie hart umkämpft die Top-Talente im deutschen Fernsehen sind.

Der Preis des Ruhms: “Reicht die Rente?”

Viele Zuschauer stellen sich das Leben eines Nachrichtensprechers glamourös und vor allem lukrativ vor. Doch Hofer räumt mit diesem Mythos auf, und das mit einer Prise Humor, die man ihm vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Auf die Frage, ob man durch die „Tagesschau“ reich werde, hat er eine entwaffnend ehrliche Antwort parat.

Für die täglichen Kosten reiche die Rente „ganz knapp“, scherzt er. Natürlich nagt ein Jan Hofer nicht am Hungertuch, doch seine Aussagen werfen ein Schlaglicht auf die Realität jenseits der großen Gagen-Fantasien. Es war harte Arbeit. Besonders die ständige Bereitschaft zerrte an den Nerven. „Die ständige Bereitschaft Tag und Nacht, wenn Kollegen krank wurden oder auch mal einfach so nicht erschienen sind, musste meistens ich ran“, erinnert er sich. Hofer war der Fels in der Brandung, der “Einspringer” vom Dienst. Eine Belastung, die über Jahrzehnte Spuren hinterlässt und die er sicher nicht vermisst.

Nach seinem Wechsel zu RTL und der Moderation von „RTL Direkt“ schien er noch einmal neu durchzustarten. Dass das Format mittlerweile eingestellt wurde, nimmt er sportlich. Für ihn ist das Kapitel „tägliche Nachrichten“ nun wohl endgültig abgeschlossen. Aber Ruhestand? Für einen Jan Hofer ein Fremdwort.

Zukunftsmusik statt Dschungelcamp

Wer nun glaubt, Hofer würde sich mit seiner Frau Phong Lan auf das Altenteil zurückziehen und Rosen züchten, der irrt gewaltig. Der Mann hat Pläne, und zwar große. 2027 will er wieder ins Rampenlicht, diesmal ganz direkt und ohne Teleprompter. „Guten Abend meine Damen und Herren“ soll sein Showprogramm heißen, mit dem er auf Tournee gehen will.

„Ich habe mein Leben im Grunde den Medien gewidmet, da gibt es einiges zu erzählen“, begründet er diesen Schritt. Man darf gespannt sein. Ein Leben, das Jahrzehnte der deutschen Geschichte begleitete, vom Fall der Mauer bis zu globalen Krisen, bietet Stoff für mehr als nur einen Abend. Hofer als Entertainer, als Geschichtenerzähler – eine Rolle, die ihm wie auf den Leib geschneidert scheint.

Eine Bühne wird er jedoch definitiv nicht betreten: Das RTL-Dschungelcamp. Die Gerüchteküche brodelt immer wieder, wenn es um prominente Neuzugänge geht, doch hier zieht Hofer eine klare rote Linie – unterstützt von einer knallharten Drohung seiner Ehefrau. „Wenn ich in den Dschungel gehe, lässt meine Frau sich scheiden“, stellt er klar.

Seine Frau Phong Lan sieht das mit einem Augenzwinkern, aber doch bestimmt. In einer humorvollen Anekdote erzählt sie: „Schatz, für 2 Millionen würde ich dich trotzdem nach Australien verschachern.“ Ein herrlich normaler Schlagabtausch eines Paares, das sich sichtlich liebt und den Medienzirkus nicht allzu ernst nimmt. Erst kürzlich begeisterte Hofer seine Fans mit seltenen privaten Pärchenfotos, die zeigen: Hier hat jemand sein Glück gefunden, auch abseits des roten Lichts der Kameras.

Ein Unruhestand nach Maß

Jan Hofer beweist mit 75 Jahren, dass Relevanz keine Frage des Alters ist. Er hat die deutsche Fernsehlandschaft geprägt wie kaum ein anderer und musste dabei auch die Schattenseiten kennenlernen – vom eigenen körperlichen Zusammenbruch bis hin zu den gnadenlosen Personalentscheidungen der Senderchefs. Dass er darüber heute so offen sprechen kann, zeigt seine Souveränität.

Der gefeuerte Regisseur von damals mag eine Fußnote in der Geschichte der „Tagesschau“ sein, doch für Hofer bleibt es eine Mahnung daran, wie schnelllebig und unverzeihlich das Geschäft sein kann. Jan Hofer selbst hat überlebt, er hat sich neu erfunden und blickt nach vorn. 2027 können sich seine Fans auf einen Abend voller Anekdoten freuen – und sicher sein, dass dieser Mann noch lange nicht alles erzählt hat, was er weiß. Bis dahin genießt er das Leben mit Phong Lan, hoffentlich ohne weitere Schwächeanfälle, aber mit der Gewissheit, eine Ära geprägt zu haben.