Sie war die Frau, die eine ganze Nation verführte, verwirrte und schließlich eroberte. Verona Pooth. Ihr Markenzeichen: das strahlende Lächeln, die unverwechselbare Stimme und jene Portion Naivität, die sie zur perfekten Projektionsfläche machte. Doch heute, mit 57 Jahren, blickt die Medien-Ikone zurück und lässt die Maske fallen. Zum ersten Mal spricht sie offen über die Schattenseiten ihres schillernden Lebens und nennt die Namen jener fünf Stars, die sie nicht nur herausforderten, sondern tief verletzten und verachteten. “Ich habe viel gelacht”, sagt sie heute mit einer Ruhe, die man früher an ihr vermisste. “Aber manchmal war das Lachen nur eine Rüstung.”

Es ist eine Beichte, die unter die Haut geht. Denn hinter dem glitzernden Vorhang des Showbusiness lauerte oft eine Kälte, die selbst die Frohnatur Verona fast zum Verstummen brachte. Ihre Geschichte ist mehr als nur Klatsch; sie ist ein Lehrstück über Würde, Machtmissbrauch und die unglaubliche Resilienz einer Frau, die oft unterschätzt, aber nie besiegt wurde.

1. Dieter Bohlen: Das Feuer, das verbrannte

Es begann mit dem Mann, der ihren Namen über Nacht in jede deutsche Wohnstube brachte: Dieter Bohlen. Er war der Poptitan, sie die Schönheitskönigin. Ihre Ehe im Jahr 1996 war kurz, heftig und endete in einem medialen Rosenkrieg, der Geschichte schrieb. “Ich war verliebt in ein Feuerwerk”, erinnert sich Verona. “Aber irgendwann merkte ich, dass Feuer auch verbrennen kann.”

Die Öffentlichkeit sah das glamouröse Paar, doch hinter den Kulissen herrschte ein emotionaler Ausnahmezustand. Verona schildert Szenen, die einem den Atem rauben. Sie erinnert sich an jenen legendären Auftritt bei “RTL Samstag Nacht”. Während sie live auf der Bühne stand und das Publikum unterhielt, kämpfte sie mit den Tränen, weil Dieter hinter den Kulissen tobte. Ein falsches Wort, eine unbedachte Äußerung – und der Zorn des Titans traf sie mit voller Wucht.

Noch schmerzhafter war ein Vorfall im Hotel Atlantic. Ein geplantes Interview, das ihre gemeinsame Macht demonstrieren sollte, endete im Desaster. Mitten im Gespräch ließ Dieter sie vor laufender Kamera stehen. Ein Moment der absoluten Bloßstellung. Zwar wurde die Szene nie gesendet, doch im engen Kreis der Journalisten verbreitete sich die Kunde wie ein Lauffeuer: Verona, die Verlassene, die Witzfigur. “Ich war damals wie eine Figur in seiner Show”, reflektiert sie. “Aber irgendwann wollte ich die Regie zurück.” Es war nicht der Streit, der sie am meisten traf, sondern der Lärm danach. Jeder Artikel erinnerte sie daran, dass sie für viele nur das Anhängsel war, das man belächelte.

2. Harald Schmidt: Der intellektuelle Dolchstoß

Wenn Dieter Bohlen das Feuer war, dann war Harald Schmidt das Eis. In den späten 90ern war Verona Stammgast in seiner Late-Night-Show. Die Dynamik schien klar: Hier der zynische Intellektuelle, dort das naive Dummchen. “Ich wusste, dass er mich benutzt für Witze, für Quoten”, sagt Verona und ein leises, bitteres Lachen begleitet ihre Worte. “Aber ich dachte, ich benutze ihn auch.”

Doch der Preis für diese Symbiose war hoch. Schmidt, der Meister des geschliffenen Wortes, kannte keine Gnade. Ein Satz hat sich tief in Veronas Gedächtnis eingebrannt: “Verona Feldbusch, das ist wie Goethe, nur ohne Inhalt.” Das Studio lachte. Verona lachte mit. Aber in ihr zerbrach etwas. “Ich ging nach Hause, sah in den Spiegel und fragte mich: Bin ich nur ein Gag?”

Die Demütigung endete nicht mit dem Abspann. Wochen später tauchten Gerüchte über ein geheimes Video aus einem Hotel auf, in dem Schmidt hinter verschlossenen Türen über sie lästerte. Plötzlich waren die hämischen Kommentare nicht mehr Teil einer Show, sondern bittere Realität auf den Titelseiten der Boulevardblätter. “Es fühlte sich an, als würde jemand meine Würde in kleinen Stücken verkaufen”, sagt sie. Als sie ihn Monate später bei einer Gala in Köln traf, sah sie ihn mit einem Glas Wein und Journalisten scherzen. In diesem Moment begriff sie: Er spielte den Zyniker, sie die Zielscheibe. Solange sie lachte, funktionierte das Spiel. Doch der Schmerz war echt.

3. Barbara Schöneberger: Das Duell der Alpha-Frauen

Während die Wunden der 90er langsam heilten, betrat eine neue Spielerin das Feld: Barbara Schöneberger. Anfang der 2000er hatte sich Verona längst emanzipiert. Sie war Unternehmerin, Moderatorin, Werbeikone. Doch mit Schöneberger trat eine Frau auf den Plan, deren Perfektion und Schlagfertigkeit Verona herausforderten – und verunsicherten.

Der Konkurrenzkampf war subtil, aber allgegenwärtig. Ein Vorfall in einer Live-Show brachte das Fass zum Überlaufen. Barbara platzte mitten in Veronas Moderation und soll, so erinnert sich Verona, gesagt haben: “Sie sei nur eine blonde Attraktion fürs Publikum.” Das Mikrofon war offen. Der Saal verstummte. Das Tuscheln, das folgte, war lauter als jeder Applaus.

Auch abseits der Kameras spürte Verona die Spitzen. Bei einem Fotoshooting soll Barbara kommentiert haben: “Verona ist wie ein Feuerwerk. Kurz faszinierend, aber schnell vorbei.” Verona lächelte die Angriffe weg. “Ich dachte, wer laut wird, verliert”, erklärt sie ihre damalige Strategie. Doch innerlich traf es sie hart. Sie wollte beweisen, dass sie mehr ist als nur Glamour, mehr als nur die Ex von Bohlen. In Barbara Schöneberger sah sie einen Spiegel ihrer eigenen Unsicherheiten, aber auch eine Gegnerin, die ihr nichts schenkte.

4. Oliver Pocher: Wenn Humor zur Waffe wird

Kaum jemand hat Verona Pooth so oft und so gnadenlos durch den Kakao gezogen wie Oliver Pocher. Er imitierte ihre Stimme, parodierte ihre Werbung, machte sie zum Running Gag seiner Shows. “Ich habe anfangs gelacht”, gibt sie zu. “Aber irgendwann merkst du: Wenn aus Witz Häme wird, bleibt kein Humor mehr.”

Der Tiefpunkt war ein TV-Moment im Jahr 2008. Beide waren Gäste in einer Live-Sendung. Pocher machte eine Anspielung auf ihre Ehe, zielte tief unter die Gürtellinie. Verona konterte charmant, doch als Pocher nachsetzte, gefror ihr das Lächeln. “Da habe ich zum ersten Mal gedacht: Ich will nicht mehr mitspielen.”

Jahre später inszenierte Pocher im Live-TV ein Video, das ihre Werbespots ins Lächerliche zog. Das Publikum brüllte vor Lachen, während Verona im Studio saß, die Blicke auf sich spürte und sich zwingen musste, keine Miene zu verziehen. “Es fühlte sich an, als würde jemand meine Arbeit öffentlich zerreißen”, sagt sie heute. Pocher lehrte sie, wie dünn die Linie zwischen Humor und Demütigung ist. Und er zeigte ihr, dass sie stark genug sein musste, diese Linie selbst zu ziehen.

5. Sylvie Meis: Die verlorene Schwester

Das vielleicht schmerzhafteste Kapitel handelt von Sylvie Meis. Es begann wie eine wunderbare Freundschaft. Zwei Frauen im Rampenlicht, beide mit ähnlichen Lebensläufen, beide kämpferisch. “Ich dachte, wir sind Schwestern im Wahnsinn”, sagt Verona wehmütig. Sie lachten über dieselben Männerwitze, teilten die gleichen Sorgen.

Doch das Showgeschäft duldet selten zwei Königinnen. Aus Nähe wurde Konkurrenz. Der Markt wurde enger, beide buhlten um dieselben Moderationen, dieselben Shows. “Wir haben uns plötzlich beobachtet: Wer trägt was? Wer bekommt mehr Applaus?” Der endgültige Bruch geschah bei einer Preisverleihung. Sylvie gewann, Verona gratulierte. Vor den Kameras war es ein Bild der Harmonie, doch dahinter herrschte Eiszeit.

Sylvie soll später in einem Interview gesagt haben, Verona sei “mehr Marke als Mensch”. Dieser Satz traf Verona mitten ins Herz. “Da wusste ich: Das war’s.” Die Enttäuschung saß tief, denn hier ging es nicht um Quote oder Gags, sondern um eine persönliche Verbindung, die dem Ehrgeiz geopfert wurde. “Wir alle kämpfen um Sichtbarkeit”, resümiert Verona, “und manchmal verliert man auf diesem Weg die, die man am meisten bewundert hat.”

Das Fazit einer Überlebenden

Heute, mit 57 Jahren, ist Verona Pooth mit sich im Reinen. Jeder dieser fünf Stars, jeder Skandal und jede Träne hat sie geformt. “Jeder Streit hat mich härter gemacht”, sagt sie, “aber auch echter.”

Sie hat erkannt, dass Ruhm nicht schützt, sondern entblößt. Und genau in dieser Entblößung, in der Verletzlichkeit, hat sie ihre wahre Stärke gefunden. Die Rüstung aus Lachen braucht sie nicht mehr. Verona Pooth weiß heute, wer sie ist – und das kann ihr niemand mehr nehmen. Weder ein Poptitan, noch ein Late-Night-Host, und auch keine falsche Freundin.