Peter Maffay ist eine Institution. Seit über fünf Jahrzehnten prägt der in Rumänien geborene Musiker die deutsche Kulturlandschaft. Mit Hits wie “Du” oder dem monumentalen Werk “Tabaluga” wurde er zur Stimme von Generationen. Doch wer hinter die Fassade des Mannes in der Lederjacke blickt, entdeckt ein Leben voller tiefer Brüche, schmerzhafter Narben und Geheimnisse, die er erst jetzt mit einer entwaffnenden Offenheit teilt. Es ist die Geschichte eines Mannes, der auf dem Gipfel des Erfolgs stand, während er privat vor den Trümmern seiner wichtigsten Beziehungen saß.

Das wohl schmerzhafteste Kapitel in Maffays Leben ist die Beziehung zu seiner Tochter Nina. Während der Rock-Titan Stadien füllte und von Millionen bejubelt wurde, blieb zu Hause eine Leere zurück, die Nina ein Leben lang begleiten sollte. „Ich war einfach nicht da“, gesteht Maffay heute mit brüchiger Stimme. Er war im Studio, auf Tour, in der Öffentlichkeit – überall, nur nicht bei seinem Kind. Die Entfremdung gipfelte in einem Magazinbeitrag, in dem Nina sagte: „Mein Vater war für alle da, außer für mich“. Diese Worte trafen Maffay härter als jede vernichtende Musikkritik. Er erinnert sich, wie er den Artikel las, ihn zusammenrollte und verzweifelt auf den Boden warf, in der schmerzhaften Erkenntnis, dass Ruhm nichts wiegt gegen die Enttäuschung eines Kindes. Bis heute existiert ein unveröffentlichtes Lied mit dem Titel „Für Nina“, das er als zu nackt und zu persönlich beschreibt. Es ist sein stilles Eingeständnis eines Versagens, das er sich selbst wohl nie ganz verzeihen wird.
Ein Wendepunkt, der Maffays gesamte Weltanschauung erschütterte, war ein schwerer Autounfall auf dem Rückweg von einem Konzert. Bei hoher Geschwindigkeit kam er von der Fahrbahn ab, der Wagen überschlug sich mehrfach und blieb qualmend im Graben liegen. In der plötzlichen Stille nach dem Lärm begriff er die Zerbrechlichkeit seiner Existenz. „Ich bin aus dem Wagen gestiegen und in ein anderes Leben getreten“, sagt er heute rückblickend. Dieser Unfall war wie ein zweiter Geburtstag. Er begann, sein Leben radikal umzukrempeln, suchte die Aussöhnung mit seiner Mutter und konzentrierte seine Energie verstärkt auf seine Stiftung. Die Peter Maffay Stiftung wurde zu seinem eigentlichen Vermächtnis, ein Ort der Sicherheit für traumatisierte Kinder, den er mit einer Leidenschaft führt, die weit über bloße Wohltätigkeit hinausgeht.

Auch gesundheitlich fordert das Alter seinen Tribut. Maffay leidet an chronischer Polyarthritis, einer entzündlichen Gelenkerkrankung, die für einen Gitarristen besonders grausam ist. Manchmal verliere er das Gefühl in den Fingern, was ihn zu Tränen rühre – nicht vor körperlichem Schmerz, sondern aus Angst, das zu verlieren, was er liebt. Doch der „alte Wolf“, wie er sich selbst sieht, kämpft mit eiserner Disziplin: Yoga, Meditation und eine bewusste Ernährung halten ihn aufrecht. Seine größte Motivation ist dabei seine kleine Tochter aus der aktuellen Ehe mit Hendrikje Balsmeier. Er möchte erleben, wie sie aufwächst, wie sie ihre ersten großen Schritte im Leben macht und ihr ein präsenter Vater sein, nicht nur eine ferne Erinnerung.

In Hendrikje Balsmeier fand Maffay erst spät den Hafen, nach dem er lange gesucht hatte. Trotz eines großen Altersunterschieds begegnen sie sich auf Augenhöhe. Sie war es, die ihn „entlarvte“ und zwang, nicht mehr nur zu funktionieren, sondern wieder wahrhaftig zu fühlen. Gemeinsam meisterten sie Krisen, die fast zur Trennung führten, und entschieden sich durch ehrlichen Dialog füreinander. Heute lebt Peter Maffay ein Leben der bewussten Genügsamkeit. Trotz seines großen finanziellen Erfolgs definiert er Reichtum völlig neu: Geld verliert für ihn seinen Glanz, wenn niemand da ist, mit dem man sein Leben teilen kann. Peter Maffay hinterlässt mehr als nur Nummer-1-Alben; er hinterlässt die Spuren eines Mannes, der gelernt hat, dass wahre Stärke oft in der tiefsten Verletzlichkeit liegt.
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