Es sind Szenen, die in den Abendnachrichten der öffentlich-rechtlichen Sender wohl kaum in voller Länge gezeigt werden. Im hohen Haus, dem Deutschen Bundestag, spielte sich ein bemerkenswerter Vorgang ab, der tief blicken lässt. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), oft als beliebtester Politiker der Ampel gehandelt, erlebte eine Demütigung der besonderen Art. Während er erneut das Bild eines drohenden russischen Angriffs malte und die “Kriegstüchtigkeit” der Gesellschaft beschwor, reagierten Teile der anwesenden Soldaten auf der Tribüne nicht mit strammer Haltung, sondern angeblich mit Gelächter. Der Grund? Eine Rede, die den Nerv der Truppe und vieler Bürger traf – gehalten von AfD-Verteidigungspolitiker und Oberst a.D. Rüdiger Lucassen.

Die Diskrepanz zwischen der Regierungslinie und der Realitätswahrnehmung der Bürger, ja sogar der Soldaten, scheint immer größer zu werden. Während Pistorius und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz weiterhin das Szenario eines russischen Einmarsches bis spätestens 2029 beschwören, stellt die Opposition die Sinnhaftigkeit und vor allem die Ehrlichkeit dieser Politik radikal in Frage.

“Wozu noch tapfer sein?” – Die Kernfrage an die Nation

Rüdiger Lucassen nutzte seine Redezeit nicht für polemische Parolen, sondern für eine militärisch nüchterne, aber politisch vernichtende Bestandsaufnahme. Er warf der Bundesregierung vor, kopflos und hektisch zu agieren. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine werde zwar Geld ausgegeben, aber Sicherheit entstehe dadurch nicht.

Der wohl stärkste Moment seiner Rede war die Konfrontation der Regierung mit ihrem eigenen ideologischen Dilemma. Lucassen stellte fest: “Dem deutschen Volk ist die Bereitschaft zur Verteidigung fast zur Gänze ausgetrieben worden.” Das Wort “Wehrwille” sei durch den modischen Begriff “Resilienz” ersetzt worden, doch das ändere nichts an der Substanz.

Seine rhetorische Frage “Wozu noch tapfer sein?” beantwortete er selbst mit klassischen Werten, die in der Berliner Blase oft verpönt sind: “Für unser Vaterland, für unser Volk, für unsere Familien, für Deutschland.” Der Vorwurf an die Regierungsbank saß tief: Diese Worte kämen ihnen nicht über die Lippen, und genau deshalb seien sie erfolglos bei der Rekrutierung. Man könne nicht jahrzehntelang diejenigen beschimpfen, die Deutschland erhalten wollen, und dann erwarten, dass sie im Ernstfall ihren Kopf hinhalten.

Das Personal-Desaster: Wer soll die Waffen bedienen?

Lucassen, selbst ehemaliger Berufsoffizier, legte den Finger in die Wunde der Personalplanung. Die Bundesregierung wolle die “stärkste Armee Europas”, doch das Volk spiele nicht mit. Besonders bei der Jugend sehe es düster aus. Er zitierte Zahlen, die aufhorchen lassen: Unter den 18- bis 24-Jährigen würden 25 Prozent die Linke wählen – die wollen nicht kämpfen. 11 Prozent wählten die Grünen – die “schaffen das mental und körperlich nicht”, so Lucassen süffisant.

Und dann der entscheidende Punkt: 21 Prozent dieser Altersgruppe wählten die AfD. Doch genau diese Gruppe wolle die Regierung nicht in der Truppe haben, weil sie als “Feinde der Demokratie” diffamiert würden. Ein Paradoxon, das zeigt, wie sehr sich die Politik in eine Sackgasse manövriert hat. “Unser Land kann es sich nicht leisten, auf diese Patrioten zu verzichten”, so Lucassens Fazit, das sogar Applaus von der Tribüne provozierte.

Beschaffungswahn ohne Plan

Auch bei der materiellen Aufrüstung ließ der AfD-Mann kein gutes Haar an der Arbeit von Pistorius. Zwar würden Rekordsummen ausgegeben und 372 Beschaffungsvorlagen durchgewunken, doch es fehle an Sinn und Verstand. “Preis, Anzahl, Modell, Ausstattung – aus Sicht der Koalition stimmte alles”, spottete Lucassen und prophezeite, dass sich künftige Regierungen die Augen reiben würden über den Leichtsinn, mit dem hier Milliarden verbrannt wurden.

Besonders absurd sei die Zeitplanung. Wenn man den Warnungen von Pistorius und Merz glaube, stehe der Russe 2029 vor der Tür. Doch das neue Wehrdienstgesetz erlaube erst ab Juli 2027 überhaupt wieder eine Musterung. Bis die ersten Rekruten ausgebildet sind, sei es viel zu spät. “Da ist noch kein Rekrut eingezogen, aber ab diesem Zeitpunkt sind es noch 18 Monate bis zum Russenangriff”, rechnete Lucassen vor. Die Planung der Bundesregierung sei inkonsistent und unglaubwürdig.

Die Industrie im Ungewissen

Ein weiterer Kritikpunkt betraf die deutsche Rüstungsindustrie. Diese brauche Verlässlichkeit, doch die Bundesregierung sei wankelmütig. Lucassen warnte davor, dass bei einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine, den etwa eine neue US-Regierung unter Trump forcieren könnte, die Ampel sofort wieder vom “Verteidigungsmodus in den Entspannungsmodus” schalten würde. Rahmenverträge würden dann nicht abgerufen, Investitionen wären umsonst gewesen. Dieser “Wankelmut” sei der größte Feind einer leistungsstarken Industrie.

Fazit: Ein Riss durch die Gesellschaft

Die Reaktionen im Bundestag und angeblich auch auf der Tribüne zeigen, dass die Erzählung der Regierung bröckelt. Wenn Soldaten, die eigentlich zur Loyalität verpflichtet sind, über ihren obersten Dienstherrn lachen und den Ausführungen eines Oppositionspolitikers zujubeln, dann ist das mehr als nur eine Anekdote. Es ist ein Alarmsignal.

Die Rede von Rüdiger Lucassen hat offengelegt, dass Patriotismus und Verteidigungsbereitschaft nicht verordnet werden können – schon gar nicht von Politikern, die mit den Begriffen “Volk” und “Vaterland” fremdeln. Die AfD positioniert sich hier geschickt als die einzige Kraft, die die Sprache der Soldaten spricht und die Realität der Truppe anerkennt. Ob Boris Pistorius dieses Lachen auf der Tribüne gehört hat? Ignorieren kann er es auf Dauer jedenfalls nicht. Die Frage, wer Deutschland im Ernstfall verteidigen soll, bleibt dank dieser Debatte brisanter denn je.