Es ist die wohl erschütterndste Beichte des Jahres. Wenn wir an Hein Simons denken, sehen wir meist den kleinen Jungen vor uns, der mit glasklarer Stimme “Mama” singt und ganz Europa zu Tränen rührt. Ein Symbol für Unschuld, heile Welt und grenzenlosen Erfolg. Doch der Mann, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, hat mit diesem Bild kaum noch etwas gemein. Hein Simons hat sein Schweigen gebrochen und bestätigt, was lange nur als düsteres Gerücht durch die Branche waberte: Er kämpft um sein Leben und gegen eine drohende Erblindung.

Vom Kohlenstaub ins Rampenlicht

Um die Tragweite dieses Dramas zu verstehen, muss man zurückblicken. Hein Simons wurde nicht in Reichtum geboren. Seine Wiege stand im Schatten der Kohleminen von Limburg, geprägt von Armut und der Staublunge seines Vaters. Die kleine Kneipe der Eltern wurde zu seiner ersten Bühne, die Jukebox zu seinem Lehrer. Dass er entdeckt wurde, weil er auf der Straße “O Sole Mio” schmetterte, klingt wie ein Filmscript, ist aber wahr. Der Lohn für seinen ersten Plattenvertrag? Ein Pony.

Was folgte, war ein Leben auf der Überholspur. Goldene Schallplatten, Filme, Millionen auf dem Konto. Selbst Elvis Presley wollte den “Wunderknaben” in Las Vegas sehen – und bekam eine Absage, weil Heintjes Terminkalender zu voll war. Er war das “heißeste Gut in Europa”. Doch wie so oft im Showbusiness, war der Ruhm nur geliehen.

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Der langsame Zerfall der Idylle

Jahrelang galt Hein Simons auch privat als Vorzeige-Star. Die Ehe mit seiner Jugendliebe Doris, das Leben auf dem malerischen Pferdegestüt im belgischen Neu-Moresnet, drei gesunde Kinder – es wirkte wie das perfekte Happy End. Doch hinter den hohen Mauern des Gutshofs bröckelte die Fassade schon lange.

Mit 70 Jahren gibt Simons nun Einblicke in das Scheitern dieser Beziehung. Es war der Schatten des “Heintje”, der über allem lag. Während Hein als Schlagerstar durch die Lande zog, fühlte sich Doris auf dem einsamen Hof zunehmend isoliert, degradiert zur Verwalterin eines Lebens, das nicht mehr das ihre war. Gerüchte über eine “Dritte”, die Simons stets bestritt, und Streitigkeiten um Geld und die Zukunft der Kinder vergifteten die Atmosphäre. 2014 folgte die Scheidung. Das Märchen war ausgeträumt, das Vorzeigepaar stand vor den Scherben von über 30 gemeinsamen Jahren.

Der Kampf gegen die Dunkelheit

Doch der härteste Schlag sollte erst noch kommen. Nachdem er den emotionalen Scherbenhaufen seiner Ehe halbwegs sortiert hatte, meldete sich der Körper auf grausamste Weise. Im März 2024 erhielt Hein Simons die Diagnose: Malignes Melanom. Hautkrebs. Doch es blieb nicht bei einer oberflächlichen Erkrankung. Der Krebs streute.

HEIN SIMONS - DA Music

Metastasen breiteten sich in seinem Körper aus, und sie wählten ein Ziel, das für einen Künstler von seiner visuellen Präsenz besonders perfide ist: die Sehnerven. Hein Simons, der Mann, der die Welt gesehen hatte wie kaum ein anderer, muss nun damit leben, dass diese Welt langsam verblasst. Die Ärzte waren brutal ehrlich: Ohne ein medizinisches Wunder droht die vollständige Erblindung.

Singen als Überlebensstrategie

Wie reagiert man auf ein solches Todesurteil auf Raten? Hein Simons tat das, was er schon als kleiner Junge in der Kneipe seines Vaters tat: Er flüchtete in die Musik. Auf seinem Gestüt, das nun mehr Festung als Idyll ist, verbringt er jede freie Minute im Studio. Trotz der Schmerzen, trotz der Angst, trotz der schwindenden Sehkraft.

“Ich werde niemals aufgeben”, ist seine Botschaft an die Welt. Es ist kein leeres Pathos, sondern der Überlebensinstinkt eines Mannes, der weiß, was es heißt, ganz unten und ganz oben zu sein. Seine neuen Lieder sind dunkler, reifer, getragen von einer Tiefe, die dem “Heintje” von damals fehlte. Er singt gegen die Stille an, gegen die Dunkelheit, gegen das Vergessen.

Ein Vermächtnis des Widerstands

Die Geschichte von Hein Simons ist im Jahr 2025 nicht mehr die eines Kinderstars. Es ist die Geschichte eines Kämpfers. Der Reichtum, die Auszeichnungen, die Rekorde – all das verblasst angesichts der existenziellen Bedrohung durch die Krankheit. Was bleibt, ist der Mensch Hein, der sich weigert, vor dem Schicksal in die Knie zu gehen.

HEIN SIMONS „Gute Musik ist das, was einem gefällt!“ – Smago

Seine Offenheit ist ein Geschenk an seine Fans. Sie zeigt, dass Ruhm nicht vor Leid schützt, aber dass Leid in Kunst verwandelt werden kann. Wenn Hein Simons heute singt, dann nicht mehr für Goldene Schallplatten oder Ponys. Er singt um sein Leben. Und die Welt hört ihm zu, vielleicht aufmerksamer denn je.