Peter Maffays tränenreiches Geständnis: “Ich habe als Vater versagt – und das werde ich mir nie verzeihen”

Er ist der Titan der deutschen Rockmusik, der Schöpfer von Tabaluga, die Stimme, die uns lehrte, über sieben Brücken zu gehen. Doch mit 76 Jahren zieht Peter Maffay keine Erfolgsbilanz, sondern eine Lebensbeichte ab, die so ehrlich und schmerzhaft ist, dass sie das Bild der unantastbaren Legende für immer verändert. Hinter der Fassade des Erfolgsmenschen kommt ein Mann zum Vorschein, der mit tiefen Narben, Schuldgefühlen und einer späten, zerbrechlichen Liebe kämpft.

Jahrzehntelang sahen wir Peter Maffay im Rampenlicht – stark, laut, unermüdlich. Doch abseits der Bühne, wenn der Applaus verklungen war, herrschte oft eine dröhnende Stille. Jetzt, im Herbst seines Lebens, bricht er sein Schweigen über die Kapitel, die keine Schlagzeilen machten, sondern Wunden rissen.

Die offene Wunde: Tochter Nina

Das vielleicht dunkelste Kapitel in Maffays Leben trägt einen Namen: Nina. Seine 1985 geborene Tochter wuchs in einer Welt auf, in der ihr Vater omnipräsent war – für seine Fans, für die Medien, für die Musik. Aber nicht für sie. “Ich war einfach nicht da”, gesteht Maffay heute mit erstickter Stimme. Während er Stadien füllte, leerte sich das emotionale Konto bei seinem Kind.

Ein Zitat von Nina in einem Magazin traf ihn einst wie ein Schlag in die Magengrube: “Mein Vater war für alle da, außer für mich.” Maffay erinnert sich, wie er den Artikel las, ihn zusammenknüllte und auf den Boden warf. Nicht aus Wut auf sie, sondern aus Verzweiflung über sich selbst. Er hatte den Ruhm über die Familie gestellt und dafür den höchsten Preis bezahlt: Entfremdung.

Es gibt ein Lied, das er für sie schrieb, den Titel trägt “Für Nina”. Veröffentlicht hat er es nie. Es sei “zu nackt, zu persönlich”, sagt er. Die Beziehung der beiden ist heute ein vorsichtiges Annähern, ein Tanz auf Eierschalen. Es gibt keine großen Versöhnungsdramen, nur leise Zeichen – eine Weihnachtsnachricht, ein Essen. Maffay weiß, dass manche Wunden nie ganz heilen, aber er kämpft um jeden Millimeter Nähe.

Der 3. Oktober 2005: Der zweite Geburtstag

Dass Maffay heute überhaupt noch hier steht, um diese Geschichte zu erzählen, grenzt an ein Wunder. Es war eine dunkle Nacht im Oktober 2005, als er auf dem Rückweg von einem Konzert die Kontrolle über seinen Wagen verlor. Ein Reh, ein Ausweichmanöver, ein Überschlag. Als das Auto qualmend im Graben lag, war es totenstill.

“Ich hätte sterben können, und ich hätte so vieles nicht gesagt”, begriff er im Krankenhausbett, übersät mit Schnittwunden und Prellungen. Dieser Unfall war der Weckruf, den er brauchte. Er war der Moment, in dem der “Macher” Maffay begriff, wie zerbrechlich alles ist. Er begann, sein Leben aufzuräumen, sich mit seiner Mutter auszusöhnen und seine Stiftung neu auszurichten. Der Unfall nahm ihm fast das Leben, aber er gab ihm auch ein neues.

Hendrikje: Die Liebe, die ihn rettete

Lange Zeit war Maffays Liebesleben eine Achterbahnfahrt aus vier Ehen und unzähligen Schlagzeilen. Doch dann kam Hendrikje Balsmeier. 38 Jahre jünger, Lehrerin, bodenständig. Die Öffentlichkeit höhnte: “Vaterkomplex”, “Midlife-Crisis”. Doch was niemand sah: Hendrikje war genau das, was der rastlose Rockstar brauchte.

Sie begegnete ihm nicht als Fan, sondern auf Augenhöhe. Sie forderte ihn heraus, zwang ihn zum Zuhören – etwas, das er in früheren Beziehungen oft verlernt hatte. “Wir standen am Abgrund”, gibt Maffay zu, als das neue Familienleben mit ihrer gemeinsamen Tochter ihn an seine Grenzen brachte. Doch statt zu fliehen, gingen sie zur Therapie. Heute ist Hendrikje sein Anker. Sie hat den wilden Rocker gezähmt, nicht indem sie ihn änderte, sondern indem sie ihn lehrte, seine Schwächen zu akzeptieren.

Der alte Wolf und der Schmerz

Doch die Zeit geht auch an einem Peter Maffay nicht spurlos vorbei. Der Mann, der früher wie ein Derwisch über die Bühne fegte, kämpft heute mit einem Körper, der den Preis für Jahrzehnte im Showgeschäft fordert. Chronische Polyarthritis plagt ihn. “Manchmal spüre ich die Saiten nicht mehr”, sagt er – ein Albtraum für einen Gitarristen.

Dazu kommen Rückenprobleme und ein Tinnitus, der pfeift, wenn es still wird. Aber Maffay jammert nicht. Er hat seinen Lebensstil radikal geändert: kein Alkohol, Yoga, Meditation. Er will fit bleiben, nicht für die nächste Tournee, sondern für seine kleine Tochter. “Ich will erleben, wie sie zur Schule geht, wie sie träumt”, sagt er. Die Angst, nur eine Erinnerung für sie zu sein, treibt ihn an, jeden Tag bewusster zu leben.

Ein Vermächtnis jenseits der Millionen

Peter Maffay ist reich, sehr reich sogar. Doch wenn er heute auf sein Leben blickt, zählt nicht das Bankkonto oder die Villa am Starnberger See. Sein wahrer Reichtum liegt in der Stiftung, die traumatisierten Kindern Schutz bietet, und in der späten Erkenntnis, was im Leben wirklich zählt.

Er ist kein “König der Rockmusik” mehr, der unnahbar auf dem Thron sitzt. Er ist ein Mensch geworden. Ein “alter Wolf” mit grauen Haaren und tiefen Falten, der gelernt hat, dass Stärke nicht bedeutet, keine Fehler zu machen, sondern zu ihnen zu stehen. Seine Musik hat Millionen berührt, aber seine Lebensgeschichte – mit all ihren Brüchen und dem späten Glück – ist vielleicht sein bewegendstes Werk.