Mit 82 Jahren nennt Mick Jagger die fünf Stars, die er am meisten verachtete. Er war das Gesicht einer ganzen Era, doch jetzt mit 82 Jahren fällt auch bei ihm die Maske. McJer spricht offen, bitter, unerwartet, ehrlich über fünf Menschen, die ihn enttäuscht und verletzt haben. Die Wahrheit eines Mannes, der alles gesehen hat und der endlich aussprechen will, was lange zwischen den Zeilen vibrierte.

 Was bleibt, wenn selbst eine Legende die falschen Freunde erkennt? Es beginnt mit jemandem, den er einst Bruder nannte. Sie standen nebeneinander auf Bühnen, die Geschichte schrieben. Hunderttausende schrien ihre Namen. Millionen klebten an jedem Ton. Mcjger und Keith Richards, das Herz der Rolling Stones. Zwei Rebellen, zwei Genies, unzertrennlich, bis sich das Band in Stolz und Eifersucht verwandelte.

 Wir waren wie Feuer und Benzin, erinnert sich Jagger, aber irgendwann wollte das Feuer nur noch mich verbrennen. Es war in den 80ern, als der Bruch begann. Keith schrieb seine Memoiren und plötzlich standen Sätze darin, die Jagger wie Messer trafen. Unerträglich, nannte er ihn, unerträglich. Der Mann, mit dem er die Welt erobert hatte, stellte ihn öffentlich bloß.

 Mick schwieg damals, doch er vergaß nie. Bei einer Probe in Amsterdam soll es eskaliert sein. Keih, betrunken, spöttisch, griff in Mix Song, improvisierte, nahm ihm das Rampenlicht. “Ich habe ihn da zum ersten Mal gehasst”, sagt Jagger heute. Er grinste und wusste genau, was er tat. Der Streit wurde zu einer Mauer aus Schweigen.

Jahrzehntelang spielten sie weiter, Seite an Seite. Jeder Griff ein Stich, jedes Konzert eine stille Schlacht. Und dann kam die Nacht in Rio, eine Show vor über 200.000 Menschen. Nach dem letzten Song ging Keith einfach. Kein Blick, kein Wort, nur der Klang einer Tür, die ins Schloss fiel. Doch was nach Bruderkrieg klingt, war nur der Anfang, denn der nächste Name auf Mixliste ist keiner aus seiner Generation, sondern einer, der sich sein Erbe schnappen wollte.

 Es war ein Interview, das um die Welt ging. McJ sprach über einen jungen Popstar. Charmant, schön, mit offenem Hemd und tänzelnden Hüften, Harry Styles und sagte den Satz, der wie ein Donnerschlag durch die Fanwelt halte. Er bewegt sich nicht wie ich. Der Satz fiel beiläufig, fast ruhig, doch in Wahrheit war er eine Kampfansage.

 Viele lachten, nahmen es als Witz eines alternden Rockers. Wenige Wochen später tauchten in einem britischen Musikmagazin Fotos auf. Unscheinbar, aber explosiv. Harry in Mix typischer Pose mit Lippen halb geöffnet. Blick zur Kamera, als wollte er sagen: “Ich bin der Neue.” Ein Redakteur schrieb darunter: “Der wahre Erbe des Rockgottes.

” Mix sah das Cover während eines Fluges nach Los Angeles. Zeugen berichten, er habe minutenlang geschwiegen, dann das Magazin langsam zusammengefaltet und in den Müll geworfen. “Es war, als würde jemand meine Haut tragen, soll er später zu einem Freund gesagt haben. Wenige Tage danach kam es hinter den Kulissen eines Festivals in London zum aufeinandertreffen.

 Styles höflich, fast ehrfürchtig, kühl, distanziert. Ein Zeuge erzählt, Mixer ihn an. Lange, dann flüsterte er nur: “Genieß es, solange du kannst. Ruh ist wie Champagner, süß, bis du den Boden siehst.” Styles lachte unsicher. Doch für Mick war der Moment ernst. Er hatte in ihm den Schatten der Zukunft gesehen, den Versuch, ein Mythos zu werden, ohne den Schmerz, den Verlust, die Dunkelheit zu kennen, die dazu gehören.

 “Ich habe mich nicht geärgert, weil er mich kopiert”, sagt er, “sondern weil er glaubt, das sei alles. Ein Satz, der in der Luft hängt, bitter, ehrlich, fast resigniert.” Doch während der Applaus für die neuen Gesichter der Popwelt lauter wurde, begann in Mix Umumfeld ein neues Kapitel von Verrat. Denn die nächste Enttäuschung kam nicht von einem Nachfolger, sondern von jemandem, der sich einst an ihn schmiegte, als wäre sie eine Schwester.

Im Showgeschäft ist ein Lächeln manchmal gefährlicher als ein Messer. Tina Turner, charismatisch, elektrisierend, eine Naturgewalt auf der Bühne, war für McJer anfangs nicht nur Kollegin, sondern Inspiration. Sie standen gemeinsam auf Bühnen, schwitzten unter denselben Lichtern, teilten das Feuer des Publikums.

 Doch aus Bewunderung wurde Konkurrenz und aus Vertrauen ein stiller Kampf. Es war während einer großen Lifegala in den USA. Geplant war ein gemeinsames Duett, ein symbolischer Moment zweier Legenden. Wochenlang geprobt, weltweit angekündigt. Doch kurz vor der Show änderte Tina alles. Kein Duett, kein gemeinsamer Auftritt, nur ein kurzer Satz. Kalt und endgültig.

 Ich habe entschieden, das funktioniert besser, wenn ich es allein mache. Mick stand da, stumm, das Mikro in der Hand, während die Regie hektisch umplante. Als sie auf die Bühne trat, tobte das Publikum. Er sah zu, wie sie in Flammen aufging. Jede Geste perfekt, jedes Wort ein Triumph. Ich habe es verstanden, sagte er heute leise.

 Sie wollte nicht singen, sie wollte siegen. Ein Produzent erinnert sich, er war ruhig, fast regungslos. Aber in seinen Augen lag etwas, dass man selten sieht. Eine Mischung aus Enttäuschung und Bewunderung. Er wusste, sie hatte ihn besiegt. Nach der Show soll Tina zu ihm gekommen sein, lächelnd, strahlend und gesagt haben: “Du bist der Gentleman von gestern, Mick.” Das Wort blieb hängen.

Gentleman. Gestern zwei kleine Stiche und ein leiser Unterton, der in ihm nachhalte. Doch Mick schwieg. Er lächelte, spielte, machte weiter, bis der nächste Schlag kam. Diesmal von jemandem, der keine Maske trug, weil er gar keine brauchte. Manchmal erkennt man Hass in den Augen anderer, bevor ein Wort fällt.

 Bei Noel Gallagher war das anders. Er sprach ihn offen aus. Ein Abend in London, eine Musikpreisgala, das Publikum aus Produzenten, Rockikonen und jungen Stars. Jaggerger, elegant, ruhig, fast distanziert. Gallager, laut, spöttisch, mit einem Glas in der Hand und diesem Lächeln, das immer ein bisschen Verachtung trug. Als sie sich begegneten, war der Raum kurz still.

Dann kam der Satz: “Halb Scherz, halb Angriff! Du bist der Grund, warum Rock and Roll alt klingt. Das Publikum lachte, einige klatschten sogar. Mick blieb still. Er wusste, was passiert war. Eine öffentliche Demütigung, sauber serviert, mitten im Rampenlicht. Hinter der Bühne ging es weiter. Galliger, immer noch aufgedreht, soll laut gesagt haben: “Mach Platz, Opa.

 Wir machen jetzt die Musik, die du nur noch nachspielst.” Ein Tontechniker erinnert sich. Mick drehte sich langsam um, sah ihn an. Kein Wort, kein Lächeln, nur dieser Blick. Eiskalt, als würde er durch ihn hindurchsehen. Und dann ging er. Kein Streit, kein Kommentar, nur Stille. Später allein in seiner Garderobe, soll er leise gesagt haben: “Ich bin müde von all dem Lärm.

” Es war kein Zorn mehr, nur Lehre. die Erkenntnis, dass das Geschäft, dem er sein Leben gegeben hatte, ihn nun auslacht. Doch bevor Stille einkehrte, kam noch einmal Lärm und diesmal aus einer Richtung, die er nie erwartet hätte von einem Mann, den er wie einen Bruder gesehen hatte. Sie lachten zusammen, feierten, teilten die Bühne.

David Bowy, der kameleonhafte, der Visionär, der sich immer neu erfand und Mick Jagger, der ewige Überlebende des Rock. Zwei Männer, die sich verstanden, weil sie sich ähelten. “Er war wie ein Bruder für mich”, sagt Mick heute. Brillliant, gefährlich und immer einen Schritt voraus. Doch Freundschaft im Showgeschäft ist wie Feuer.

 Sie wärmt, bis sie alles verbrennt. Am Anfang war es Bewunderung, gegenseitige Inspiration, nächtevoller Ideen und Exzesse. Doch irgendwann wurde aus Nähe Konkurrenz. Ein Insider erzählt von jenem Abend in den 80er Jahren, kurz nach der Aufnahme von Dancing in the Street. Bowy kam zu spät zur Afterparty, umringt von Presse und Models.

Mick Jagger wird 75: Der ewige Playboy - DER SPIEGEL

 Mick stand bereits da, wartete auf ihn. Als sie sich begegneten, sagte Boey mit einem süßen, aber messerscharfen Lächeln: “Weißt du Mick, du bist das Original, das seine eigene Kopie geworden ist.” Der Raum wurde still. Jackg lachte, aber in seinen Augen flackerte etwas. Später backstage soll er zu einem Freund gesagt haben, er will nicht singen, er will mich überleben.

Ein Tontechniker erinnert sich, dass Boey in derselben Nacht über Mix spöttelte. Er tanzt noch, aber er fühlt nichts mehr. Worte, die wie kleine Dolche klangen. In jener Nacht erzählen Freunde saß er allein auf seiner Hotelterrasse, sah in die Stadtlichter und murmelte. Vielleicht war er der einzige, der mich wirklich kannte.

 Und genau das war das Problem. Am Ende bleibt McJger allein auf der Bühne seines Lebens. Das Licht blendet, der Applaus verhalt und zwischen Ruhm und Verrat bleibt nur eine bittere Wahrheit. Größer als jeder Erfolg ist nur der Preis, den man dafür zahlt.