Die Maske fällt: Terence Hill spricht über die fünf Menschen, die den unverwundbaren Helden beinahe zerbrachen

Die Leinwand war seine Bühne, das Lachen sein Markenzeichen und das unschlagbare Duo, das er mit Bud Spencer bildete, ein zeitloses Symbol für Freundschaft, Humor und Gerechtigkeit. Terence Hill, der elegante, blauäugige Held der Action-Komödien, schien jahrzehntelang unverwundbar, ein Mann, dessen strahlendes Lächeln keine Zweifel oder Schatten kannte. Doch nun, im Alter von 86 Jahren, legt der Mann, der Millionen von Menschen in aller Welt zum Lachen brachte, eine erstaunliche Beichte ab.

In einer tief persönlichen Offenbarung, die 40 Jahre lang unter der Oberfläche schwelte, enthüllt Terence Hill die bittere Wahrheit: Hinter der Fassade des charmanten Stars verbargen sich tiefe Konflikte, seelische Wunden und existenzielle Enttäuschungen. Es sind fünf Namen, fünf Begegnungen, die ihn an seine Grenzen brachten, ihn zutiefst verletzten und seine Karriere nicht nur prägten, sonern auch beinahe zu einem vorzeitigen Ende führten. Es ist die schonungslose Chronik eines Mannes, der lernen musste, im Angesicht von Verrat, Arroganz und Missbrauch seine Integrität zu bewahren. Seine Geschichte ist ein Meisterkurs darüber, wie man aus den Trümmern von Konflikten einen unerschütterlichen Charakter schmiedet.

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I. Bud Spencer: Die Freundschaft am Abgrund der Kunst

Die erste und wohl schmerzhafteste Enthüllung betrifft seinen kongenialen Partner, den “sanften Riesen” Bud Spencer. Für die Welt waren sie unzertrennlich, das perfekte Yin und Yang der Komödie: Hills Scharm und Wendigkeit gegen Spencers Kraft und Grantigkeit. Doch hinter der Kamera war ihre Freundschaft wiederholt dem Untergang geweiht, zerrissen durch einen tiefen, kreativen Konflikt, der sich bereits in den 1970er Jahren abzeichnete.

Während die Fans ihre Actionkomödien vergötterten und Hill überzeugt war, dass ihre Erfolgsformel aus Schlägen, Scherzen und unwiderstehlichem Zusammenspiel die einzige Garantie für Erfolg war, sehnte sich Bud Spencer nach etwas anderem. Er wollte die Rolle des tollpatschigen Riesen ablegen und sich in ernsteren, charakterorientierteren Rollen beweisen. Diese künstlerische Divergenz führte zu einem tiefen Riss.

Der Konflikt eskalierte während der Filmpremiere von “Zwei außer Rand und Band” in Rom. Hinter der Bühne, fernab der jubelnden Menge, kam es zum Eklat. Spencer soll Hill beschuldigt haben, zu einem “kalten Geschäftsmann” geworden zu sein, der die “Seele ihrer Filme für Geld verkauft” habe. Hill schwieg in diesem Moment, doch er gesteht heute mit einer erschreckenden Offenheit: „In diesem Moment hasste ich Bud mehr als jeden anderen Menschen“.

Dieser Hass, geboren aus unterschiedlichen Visionen und dem Druck des Geschäfts, führte zu wochenlanger Funkstille am Set. Während der Dreharbeiten zu späteren Projekten redeten sie nur, wenn es absolut notwendig war. Das Ende ihrer legendären Partnerschaft stand mehr als einmal im Raum. Es dauerte Jahre, bis sie wieder zueinander fanden, doch eine spürbare Distanz blieb. Hill offenbart, dass ihre Konflikte “so tief” waren, dass er den Mann, den er am meisten liebte, in der Hitze des Augenblicks verabscheute. Es war die Tragödie, dass ausgerechnet der Mann, der ihm am nächsten stand, die tiefsten Zweifel an seiner künstlerischen Integrität säte.

II. Sergio Corbucci: Die seelische Grausamkeit des Regisseurs

Bevor Terence Hill seinen Durchbruch feierte, arbeitete er unter der gnadenlosen Hand von Sergio Corbucci, dem Meister des Spaghetti-Western, bekannt für Filme wie Django. Corbuccis Filme wurden zu Legenden, doch die Beziehung zwischen dem Schauspieler und dem Regisseur war von einer Spannung geprägt, die Hill als “seelische Grausamkeit” beschreibt.

Corbucci war ein Perfektionist, der seine Darsteller liebte, sie an ihre physischen und psychischen Grenzen zu treiben. Stundenlange Drehs unter der glühenden Sonne, dieselbe Szene Dutzende Male – das war Alltag, der Hill, obwohl selbst perfektionistisch veranlagt, zutiefst erniedrigte.

Ein besonders tiefer Schlag traf Hill, als Corbucci ihn vor der gesamten Crew als „austauschbar“ bezeichnete. Hill verließ wütend das Set und kehrte erst nach zähen Verhandlungen zurück. Er bekennt, dass er sich „nie zuvor so beleidigt gefühlt“ habe.

Der Gipfel der Rücksichtslosigkeit manifestierte sich bei den Dreharbeiten zu Vier Fäuste gegen Rio. Corbucci verlangte von Hill, einen gefährlichen Stunt ohne jegliche Sicherung selbst durchzuführen. Bud Spencer versuchte, seinen Freund zu schützen, doch der Regisseur blieb hart. Hill verletzte sich leicht, aber der Schaden an seinem Vertrauen war irreparabel. Obwohl er zugibt, dass er ohne Corbucci vielleicht nie berühmt geworden wäre, hält er fest: „Ich verabscheute, wie er Menschen wie Schachfiguren behandelte“. Diese Erfahrung lehrte Hill früh die Gefahr der Macht und die Notwendigkeit, selbst in Momenten der größten Abhängigkeit, einen inneren Kern der Selbstachtung zu bewahren.

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III. Henry Fonda: Der Zusammenprall der Arroganz und des Zweifels

Die Chance, 1973 an der Seite der Hollywood-Legende Henry Fonda in Sergio Leones produziertem Mein Name ist Nobody zu drehen, hätte für Terence Hill ein Traum sein sollen. Doch es wurde zu einem Albtraum, einem Lehrstück über die eiskalte Arroganz des alten Hollywood.

Fonda, damals 68 und ein unangefochtenes Idol, begegnete seinem jungen italienischen Kollegen mit offener Verachtung. In Interviews zur Filmpromotion erwähnte Fonda Hill kaum, sprach nur über seine eigene Rolle und den Produzenten Sergio Leone. Hill fühlte sich ignoriert und zutiefst gedemütigt.

Am Set setzte sich die Verachtung fort. Fonda ignorierte Hill, machte sarkastische Bemerkungen, die den jungen Schauspieler verletzten. Der Konflikt eskalierte während einer Schlüsselszene. Hill wollte die Szene mit seinem typischen Humor anlegen; Fonda bestand auf absolute, verbissene Ernsthaftigkeit. Die Dreharbeiten mussten unterbrochen werden, als sie vor laufender Kamera stritten.

Die Öffentlichkeit erfuhr nie die wahren Hintergründe der frostigen Atmosphäre. Hill bekannte später: „Ich habe Henry Fonda bewundert, aber er hat mich nie wirklich akzeptiert“. Dieser Zusammenprall mit der überheblichen Macht einer Hollywood-Ikone lehrte Hill, dass externe Bewunderung und Akzeptanz für seinen inneren Wert irrelevant waren. Er musste lernen, sich selbst zu akzeptieren, auch wenn seine Idole ihn ablehnten.

IV. Sergio Leone: Der Verrat des Mentors und die Seele des Western

Sergio Leone war der Produzent von Mein Name ist Nobody und der unbestrittene Meister des Spaghetti-Western, ein Mann, der Clint Eastwood zum Weltstar formte und für Hill ein Vorbild war. Doch auch diese Beziehung endete in tiefer Bitterkeit und einem Verrat, der Hill jahrelang verfolgte.

Insider-Berichten zufolge warnte Leone Eastwood davor, mit Hill zu drehen. „Er ist kein ernst zu nehmender Schauspieler“, soll Leone gesagt haben. Dieses Gerücht, das in Hollywood die Runde machte, traf Hill ins Mark. Er schwieg jahrelang, bis er nun die Wahrheit bestätigte: Ja, Leone hatte es gesagt, und ja, es hatte ihn zutiefst verletzt.

Leone wollte, dass Hill ernster, härter wurde. Doch Hill glaubte fest daran, dass seine Stärke gerade in seinem Charme, seinem Lächeln, seiner Ironie lag. Es war ein philosophischer Konflikt um die Seele des Westerns. Als die beiden an einem gemeinsamen Filmprojekt arbeiteten, eskalierte der Streit. Leone warf Hill vor, er habe das Genre zur Parodie gemacht; Hill konterte, Leone habe es „zu ernst genommen“. Das Projekt wurde abgebrochen.

Für Hill war das ein Wendepunkt: „Ich schwor mir, meinen eigenen Weg zu gehen, mit oder ohne den Segen des größten Genies jener Zeit.“ Der Schmerz über Leones Ablehnung war immens: „Ich hasste Leone damals, weil er nicht begriff, dass es mehr als nur eine Art gibt, Geschichten zu erzählen“. Die Ablehnung durch sein Idol zwang Hill, seine eigenen künstlerischen Überzeugungen zu stärken und eine Unabhängigkeit zu entwickeln, die ihm niemand mehr nehmen konnte.

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V. Jean Colman: Der letzte, skrupellose Verrat

Kein Name aber, so bekennt Terence Hill, weckt in ihm so viel Bitternis wie Jean Colman. Diese Wunde sitzt am tiefsten, denn sie betrifft den fundamentalen Glauben an die Ehrlichkeit des Menschen. Jean Colman, der Bruder des berühmten Produzenten Roger Corman, versprach Hill in den 1960er Jahren den großen Durchbruch in Hollywood. Doch was folgte, war ein Spiel aus Täuschung und kalter Ausbeutung.

Hill wurde in ungünstige Verträge gedrängt und in billige Actionfilme gesteckt, die in keiner Weise seinem künstlerischen Anspruch entsprachen. Colman nutzte Hills Popularität in Europa schamlos aus, um mit billigen Produktionen schnelles Geld zu machen.

Der Verrat war persönlich und künstlerisch: Hill entdeckte, dass Colman einen seiner Filme ohne sein Wissen umgeschnitten und neue, unpassende Szenen hinzugefügt hatte. Für Hill war dies ein Verrat, der niemals zu vergeben ist. Es war nicht nur ein Geschäftsverstoß, es war die Verletzung seiner künstlerischen Integrität und seines persönlichen Vertrauens.

Die Konsequenz dieses Verrats war eine lebensverändernde Entscheidung. „Seitdem schwor ich mir“, sagte Hill später, „mein Leben nie wieder Menschen anzuvertrauen, die nur an Profit denken“. Diese Erfahrung zementierte seine Abneigung gegen die gnadenlose, profitorientierte Seite des Showbusiness und schärfte sein Gespür für wahre Werte.

Die Essenz eines Helden: Charakter und Würde

Terence Hills Geständnis ist die seltene und wertvolle Offenbarung eines Mannes, der jahrzehntelang eine Maske tragen musste. Hinter dem sanften Gesicht und dem warmen Lächeln verbirgt sich die Geschichte unzähliger innerer Kämpfe: mit seinem besten Freund, mit grausamen Regisseuren, mit arroganten Idolen und mit skrupellosen Geschäftemachern.

Diese fünf Menschen haben ihn verletzt, enttäuscht und an seine Grenzen gebracht. Doch gerade diese tiefen Wunden, die er 40 Jahre lang verschwieg, sind es, die den Terence Hill formten, den die Welt heute bewundert: Einen Künstler von Charakter, Ruhe und Würde.

Er hat gelernt, dass wahre Stärke nicht in den Fäusten liegt, die er auf der Leinwand schwang, sondern in der Fähigkeit, seine Integrität und seine Vision zu verteidigen, egal, wie laut oder mächtig seine Gegner waren. Seine Abrechnung ist keine Abrechnung im Sinne des Grolls, sondern ein Zeugnis der Läuterung – die Erkenntnis, dass das Licht seines Lächelns gerade deshalb so hell strahlt, weil es die Narben der Vergangenheit überstrahlt.