Trumps Eiskalte Wende: Europa auf dem Abstellgleis – Die Schock-Strategie, die das Zeitalter der Alleingänge einläutet
Die geopolitische Landkarte wird neu gezeichnet – mit einem dicken, roten Stift, der Europa radikal ausradiert. Ein kürzlich veröffentlichtes Strategiepapier aus dem Umfeld von Donald Trump, über das mehrere internationale Medien, darunter Reuters, berichteten, hat in den Hauptstädten Europas ein Erdbeben ausgelöst. Das Dokument legt die eiskalte, kompromisslose Vision einer zukünftigen US-Außenpolitik dar, die mit jahrzehntelangen Allianzen bricht und den Kontinent in eine neue, gefährliche Ära der Selbstverantwortung stößt. Der Titel könnte lauten: Europa ist abgeschrieben.
Die Botschaft ist unmissverständlich und hart: Die Vereinigten Staaten, wie Donald Trump sie sich vorstellt, werden sich aus globalen Verpflichtungen zurückziehen, ihre Sicherheitsgarantien drastisch reduzieren und ihren Fokus auf eigene, knallharte Interessen legen. Für Europa, das sich politisch, kulturell und wirtschaftlich in einem Zustand tiefer Krise befindet, hat Trump wenig mehr als Verachtung übrig. Die Schock-Diagnose des Papiers, Europa stehe die „Auslöschung der Zivilisation“ bevor, mag überzogen klingen, dient aber als rhetorische Rechtfertigung für den amerikanischen Rückzug.

Das Diktat des „Burden Sharing“ – Ein Abschiedsbrief an die NATO
Der zentrale Hebel für Trumps strategische Kehrtwende ist die Forderung nach massivem „Burden Sharing“ – der Lastenteilung. Dies ist weitaus mehr als nur der Ruf nach der Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels für Verteidigungsausgaben. Es ist die Erwartung, dass die europäischen Verbündeten faktisch die volle Verantwortung für ihre eigene Sicherheit übernehmen. Hinter dieser Forderung verbirgt sich die strategische Absicht der USA, ihre globalen Ressourcen abzubauen und das Engagement in der NATO auf das absolute Minimum zu beschränken.
Für die NATO-Mitgliedsstaaten bedeutet dies eine sofortige, existenzielle Herausforderung. Die Stabilitätsgarantien der USA schwinden, die militärische Interventionsbereitschaft geht gegen Null. Was jahrzehntelang als unumstößlicher Atlantischer Pakt galt, wird zu einem Abkommen unter Vorbehalt. Die düstere Erkenntnis, dass europäische Mächte „diesen Krieg gar nicht gewinnen können“, wie es die estnische Premierministerin Kaja Kallas in einem unbeobachteten Moment geäußert haben soll, scheint in Washington längst eine feste Größe der strategischen Kalkulation zu sein.
Der Vorwurf, die Europäer hätten es versäumt, einen „Typen“ wie Trump zu „umgarnen“ und ihm die nötige Bestätigung zu liefern, die er als „Retter für alle“ benötigt, unterstreicht die psychologische Dimension dieser Politik. Es ist eine Politik des Alteltums, des Grolls und der persönlichen Abrechnung, die rationale geopolitische Überlegungen überlagert. Wer Trump – wie etwa der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz – nicht einmal zur Amtseinführung gratuliert, landet auf seinem geopolitischen „Abstellgleis“. Dies ist der emotionale Treibstoff für eine Politik, die Europa mit einer eiskalten Schulter straft.
Die Rückkehr der Monroe Doktrin: Amerika für die Amerikaner
Die Neufokussierung der USA weg von Europa orientiert sich primär an zwei zentralen Begriffen: der Monroe Doktrin und dem Abraham Abkommen. Beide signalisieren eine strategische Konzentration auf die Western Hemisphäre und den Nahen Osten, während Europa außen vor bleibt.
Die Wiederbelebung der Monroe Doktrin ist ein geopolitischer Schachzug mit historischer Tragweite. Kurzum besagt sie: „Kümmert euch um eure eigenen Länder; haltet euch aus unseren Angelegenheiten zurück.“ Ursprünglich im Jahr 1823 formuliert, um europäische Kolonialmächte von Nord- und Südamerika fernzuhalten, erfährt die Doktrin nun eine dramatische Modernisierung. Die USA betrachten die gesamte Western Hemisphäre als ihre exklusive Einflusszone und lehnen jede politische, militärische oder wirtschaftliche Intervention einer fremden Macht strickt ab.
Der eigentliche Adressat dieser modernen Monroe Doktrin ist jedoch nicht mehr das zerfallende Europa, sondern die aufstrebenden Großmächte China und Russland.
Der Konflikt in Lateinamerika: Die USA sehen ihre Vormachtstellung in Lateinamerika massiv durch das wachsende Engagement Chinas bedroht. Peking finanziert und unterstützt lateinamerikanische Länder wie Venezuela, Bolivien und Ecuador mit extrem günstigen Kreditprogrammen. Es geht um den Bau strategisch wichtiger Infrastruktur wie Häfen und Flughäfen, um die Vormachtstellung in der Telekommunikation und vor allem um den sicheren Zugang zu kritischen Rohstoffen – Lithium, Öl, seltene Erden. Die Chinesen haben in Lateinamerika längst Fuß gefasst, und Trumps Strategiepapier ist eine direkte Kriegserklärung an diese Präsenz.
Die Doktrin verspricht im Gegenzug, dass sich die USA aus europäischen Konflikten heraushalten. Der Deal ist klar: Ihr bleibt draußen, wir bleiben draußen. Eine Phase geringeren Schutzes und minimalen Engagements in Europa ist die direkte Konsequenz der Fokussierung auf den eigenen Kontinent, die geopolitische Energien von den Ufern des Rheins zu den Steppen Venezuelas verlagert.
Auch Russland spielt hier eine Rolle, insbesondere im Hinblick auf Venezuela. Russlands angebotene Unterstützung in den Territorialkonflikten Venezuelas um Bodenschätze garantiert, dass die Spannungen zwischen Moskau und Washington fortbestehen, selbst wenn der Ukraine-Krieg eines Tages beendet sein sollte. Der Westen wird zum neuen Schauplatz des Kalten Krieges der Supermächte.

Die Macht des Geschäfts: Das Abraham Abkommen als Ziel
Die zweite Säule der strategischen Neuausrichtung ist der Nahe Osten, genauer gesagt, die Expansion der Abraham Accords. Trump, der sich gerne als Peacemaker inszeniert, ist in erster Linie ein knallharter Geschäftsmann. Er will Deals machen. Das Abraham Abkommen – eine Reihe von Normalisierungsabkommen zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten (VAE, Bahrain, Marokko, Sudan) – ist sein bevorzugtes Vehikel, um die geopolitische Macht und den wirtschaftlichen Einfluss der USA in der Region zu zementieren.
Der Name des Abkommens, der auf die gemeinsamen Wurzeln von Christen, Muslimen und Juden verweist, ist nur die Oberfläche. Unter der diplomatischen Hülle geht es um handfeste Interessen:
Diplomatische Beziehungen und Visa
Handelsbeziehungen, Tourismus und Technologietransfers
Sicherheits- und Militärkooperation
Gemeinsame strategische Ausrichtung gegen den Iran
Das primäre Ziel, das Donald Trump und seine Strategen verfolgen, ist die Einbindung Saudi-Arabiens. Die Amerikaner drängen seit Jahren darauf, das wirtschaftlich und politisch einflussreiche Königreich in das Abkommen zu holen. Saudi-Arabien wäre der entscheidende Dominostein, um die Region neu zu ordnen.
Das Kalkül: Isolation, Stabilität und Reichtum
Die Motivation der USA für dieses Engagement ist vielschichtig, aber klar von der Prämisse der Profitmaximierung geleitet:
Regionale Stabilisierung Israels: Die USA wollen ein Netzwerk arabischer Staaten schaffen, die Israel als legitimen Partner anerkennen. Dies stabilisiert den Nahen Osten aus Washingtoner Sicht, ohne dass eigene militärische Interventionen nötig wären. Gute wirtschaftliche Beziehungen sind immer der beste Kriegspräventivfaktor.
Isolation des Iran: Die Abkommen dienen als starkes Gegengewicht zum Iran, der als Hauptgegner Israels und zentraler Störfaktor in der Region gilt. Es entsteht ein blockartiges System gegen Teheran.
Begrenzung von China und Russland: Die USA wollen verhindern, dass Länder wie Saudi-Arabien oder die VAE sich geopolitisch zu sehr in Richtung Peking oder Moskau orientieren. Das Abraham Abkommen ist ein amerikanisches Bollwerk gegen den eurasischen Einfluss.
Neue Wirtschafts- und Energieblöcke: Kooperation zwischen Israel und den Golfstaaten sichert den USA Zugang zu Energie, Technologie, Häfen, Handelsrouten und lukrativen Rüstungsprojekten. Es geht darum, neue Machtzentren zu formen, die dem amerikanischen Volk zugutekommen.

Der Preis des Friedens: Die ausgeklammerte Palästinenserfrage
So vielversprechend die wirtschaftlichen Perspektiven für die Beteiligten auch sein mögen, so groß ist die Kritik an den Abkommen. Der zentrale und gravierendste Kritikpunkt ist die vollständige Ausklammerung der Palästinenserfrage. Die Deals normalisieren die Beziehungen zwischen Israel und arabischen Staaten, ohne die palästinensische Sache zu berücksichtigen. Dies schafft die Gefahr, dass der Frieden auf sandigem Boden gebaut wird und das blockartige System gegen den Iran letztlich zu neuen, verheerenden militärischen Auseinandersetzungen führen könnte. Frieden, der auf Ausschluss beruht, ist oft nur die Ouvertüre zum nächsten Konflikt.
Europa: Allein im Sturm
Die Quintessenz des Trumpschen Strategiepapiers ist ein radikaler Isolationismus, gepaart mit einem opportunistischen Kapitalismus. Die Fokussierung auf Lateinamerika und den Nahen Osten ist nicht nur eine strategische, sondern vor allem eine finanzielle Entscheidung. Trump glaubt, dass eine solche Ausrichtung dem amerikanischen Volk mehr Kohle und Wohlstand bringen würde, als eine weitere finanzielle und militärische Engagements in einem nach seiner Sichtweise kulturell und wirtschaftlich verfallenden Europa.
Die Frage, die sich Europa nun mit existenzieller Dringlichkeit stellen muss, lautet: Schafft Europa es, sich auf eigene Beine zu stellen und überhaupt eine relevante, interessante Wirtschaftsmacht zu bleiben? Angesichts der jüngsten Zahlen aus Deutschland und den strukturellen Problemen der EU ist die ehrliche Antwort vieler Beobachter ein klares, pessimistisches Nein.
Donald Trumps Plan ist ein Weckruf, der in Europa wie ein Totenglöckchen klingt. Es ist das Ende des Schirmes der Sicherheit, das Ende der Bequemlichkeit und das Ende der geopolitischen Kindheit. Eine neue, harte Ära des Alleingangs hat begonnen, in der Europa lernen muss, im stürmischen Wind des globalen Machthandels alleine zu stehen. Die eiskalte Realität des Trump’schen Kalküls ist, dass in seiner Welt nur zwei Dinge zählen: amerikanischer Profit und amerikanische Macht. Wer sich dem nicht unterordnet, wird fallen gelassen.
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