Mit 75 Jahren blickt Suzi Quatro, die unbestrittene Königin des Glam Rock und eine Pionierin der weiblichen Rockmusik, auf ein Leben zurück, das so laut, elektrisierend und ungeschminkt war wie ihre Musik. Doch während die Welt die Frau im Lederoverall feierte, die mit dem Bass in der Hand Geschlechterbarrieren zertrümmerte, schwieg die Künstlerin über die tiefsten emotionalen Spannungen und Missverständnisse, die ihre Karriere begleiteten. Nun, Jahrzehnte nach ihrem Durchbruch, hat Suzi Quatro beschlossen, mit einer seltenen und entwaffnenden Ehrlichkeit zu sprechen, die selbst ihre eingefleischtesten Fans überrascht.

In einem aktuellen, tiefgehenden Interview legte sie die Karten auf den Tisch und enthüllte nicht nur die Wahrheit über die Verbindung, die sie mit dem Smokie-Sänger Chris Norman teilte – eine Verbindung, über die Fans fast ein halbes Jahrhundert lang spekulierten –, sondern auch das ganze, schwere Gewicht des Ruhms, der Opfer, der gescheiterten Ehen und des nagenden Gefühls, ein Leben lang missverstanden worden zu sein. Es ist die Geschichte einer Kämpferin, die sich am Ende eingesteht, dass die Rüstung, die sie zum Überleben in der Rockwelt benötigte, auch ihr eigenes Selbst verbarg.

Detroit: Die Wiege der Kämpferin und die Last der Erwartung

Suzi Quatros Weg zur Ikone begann in Detroit, einer Stadt, die in den 1950er Jahren von industriellem Lärm und einer explosionsartigen musikalischen Energie geprägt war. Als Susan K. Quatrocki am 3. Juni 1950 in eine Familie hineingeboren wurde, die Musik atmete, war ihr Schicksal vorgezeichnet. Ihr Vater, Art Quatro, ein Jazzmusiker, und ihre Mutter, Helen, schufen ein Zuhause voller Disziplin, aber auch tiefem Respekt vor der Kunst. Doch in dieser musikalischen Schmiede, in der Talent erwartet, nicht optional war, wuchs Suzi in einem Klima des unausgesprochenen Drucks auf.

Der Wendepunkt kam früh und war tiefgreifend: Mit sechs Jahren sah sie Elvis Presley im Fernsehen. Es war nicht nur Bewunderung, sondern ein Auflammen des Selbstverständnisses. Sie wollte nicht zuschauen; sie wollte die Kraft auf der Bühne sein [02:37]. Obwohl sie eine klassische Ausbildung in Klavier und Percussion erhielt (ihr erstes Instrument waren Bongos), war es der Bass, der ihr Schicksal besiegelte. Als ihr Vater ihr den 1957er Fender Precision Bass schenkte – ein Instrument, das sie bis heute besitzt und im Studio nutzt [03:13] –, erhielt sie nicht nur ein Instrument, sondern eine greifbare Erinnerung an den Anfang ihrer unaufhaltsamen Reise.

Doch Detroit hinterließ nicht nur harte Kanten, sondern auch Narben. Suzi gestand, dass sie ihrer Mutter erst näherkam, nachdem sie die USA verlassen hatte – ein subtiler Hinweis auf eine Kindheit, die von Distanz und der Notwendigkeit, sich beweisen zu müssen, geprägt war [03:24]. Es war die Einsamkeit, die sich hinter dem ungestümen Teenager verbarg und sie ein Leben lang begleiten sollte.

Der Sprung nach London: Wie eine Bassistin zur Rock-Göttin wurde

Mit den “Pleasure Seekers”, einer der ersten rein weiblichen Rockbands Amerikas, machte Suzi ihre ersten mutigen Schritte. Doch schnell wurde klar, dass ihre Bühnenpräsenz zu scharf, zu ungeschliffen für das Amerika der Mittsechziger war. Produzenten erkannten, dass sie nicht eine der Mädchen bleiben durfte; sie musste allein stehen [05:22].

Der Wendepunkt, der alles veränderte, kam 1971 in Form des britischen Produzenten Mickey Most. Er sah, was kein amerikanisches Label erkannt hatte: Suzi war der Funke, der auf das richtige Feuer wartete [05:53]. Er bot ihr die Chance, in das Vereinigte Königreich zu gehen, mitten in die aufkeimende Glam-Rock-Bewegung. Für Suzi bedeutete dies, ihre einzige bekannte Welt hinter sich zu lassen – eine Mischung aus Aufregung und tiefer Trauer [06:56].

In London unterzeichnete sie bei Rack Records und formte schnell ihre Solo-Identität. 1973 änderte sich alles, als ihre Single „Can the Can“ auf Platz 1 in Großbritannien und weiten Teilen Europas schoss [08:27]. Hits wie „Devil Gate Drive“ folgten, und das unverwechselbare Image war geboren: Lederoverall, elektrische Ausstrahlung, treibende Basslinien [08:52]. Suzi Quatro zertrümmerte jede Regel, die die Branche für Frauen aufgestellt hatte. Sie war die Band, nicht nur davor. Am wichtigsten war ihr Stolz: Sie musste sich nie ausziehen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihre Kraft speiste sich allein aus Talent und Stärke [09:18].

Das Geständnis von 75: Die Wahrheit hinter „Stumblin’ In“

Doch kein Kapitel ihrer Karriere wurde von so hartnäckigen Gerüchten begleitet wie die Zusammenarbeit mit Chris Norman von Smokie. Das Duett „Stumblin’ In“ von 1978 war als einfacher, süßer Titel gedacht, entwickelte sich aber zu einem globalen Phänomen und erreichte Platz 4 der US Billboard Hot 100 [09:58]. Millionen von Fans verliebten sich in die Chemie zwischen den Stimmen, in die Zärtlichkeit, die in der Aufnahme lag, und nahmen fast sofort an, dass die beiden mehr als nur musikalische Partner waren.

Jahrzehntelang wich Suzi der Frage aus, lenkte ab oder bestand darauf, es sei nur Freundschaft gewesen. Nun, mit 75, holte sie tief Luft und enthüllte die Wahrheit, die niemand erwartet hatte [12:04].

Sie begann mit einem tiefen Bekenntnis: Chris Norman war „eine der wärmsten Seelen“, mit denen sie je gearbeitet hatte [12:28]. Die Aufnahme-Session von 1978 sei seltsam friedlich gewesen – kein Ego, kein Wettbewerb, einfach zwei Stimmen, die Harmonie fanden, als wäre es das Natürlichste der Welt [12:43].

Das schockierende Eingeständnis: Das, was die Fans spürten, war real. Aber nicht romantisch, wie die Welt es sich wünschte. „Die Leute wollen eine romantische Geschichte“, sagte sie. „Aber die Wahrheit ist einfacher. Wir hatten eine Verbindung, eine seltene. Man hört es in der Musik“ [13:17]. Beide waren damals verheiratet, doch ihre Verbindung war rein instinktiv, basierend auf tiefer Bewunderung und emotionaler Nähe, die nie eine Grenze überschritt [13:06].

Für Suzi selbst wurde das Lied jedoch bittersüß [13:34]. Es fing eine Seite von ihr ein – sanfter, verletzlicher, weniger gepanzert –, die sie der Welt selten zeigte. Sie hatte ihre gesamte Identität auf Stärke, Rebellion und Unabhängigkeit aufgebaut [14:15]. „Stumblin’ In“ stand für das genaue Gegenteil: Es war fast zerbrechlich, all das, was sie glaubte verstecken zu müssen, um in einer männerdominierten Branche zu überleben [14:37]. Das Duett war der unerwartetste Spiegel ihres verborgenen Selbst und erklärte, warum die Freundschaft Jahrzehnte überdauerte: Sie basierte auf Aufrichtigkeit und gegenseitiger Bewunderung [14:59].

Die stillen Narben: Herzschmerz hinter den Kulissen

Hinter dem Vorhang des globalen Ruhms kämpfte Suzi Quatro jedoch ihre ganz persönlichen Schlachten, die das Bild der furchtlosen Wegbereiterin brachen. Ihr Privatleben war weitaus zerbrechlicher, als die Öffentlichkeit je wahrnahm [15:42].

Ihre erste Ehe mit ihrem langjährigen Gitarristen Lan Tucky (1976–1992) zerbrach nach 16 Jahren. Es war nicht nur der Verlust eines Ehemannes, sondern auch der eines musikalischen Partners, der Jahre ihrer Karriere geprägt hatte – ein Verlust, der sie an die dunkelsten Zeiten ihres Lebens erinnerte [16:59]. Nur ein Jahr später heiratete sie den deutschen Konzertveranstalter Rainer Haas, eine Beziehung, die Stabilität und Kameradschaft brachte, aber auch in Herzschmerz endete [17:34]. Suzi schloss auch dieses Kapitel leise, privat, immer darauf bedacht, ihr Image, ihre Kinder und ihre Würde zu schützen.

Der emotionale Tiefpunkt kam 2008, als ihre Tochter und ihr Enkel aus dem geliebten Herrenhaus in Essex auszogen. Für eine Frau, deren Leben aus Lärm, Publikum und unerbittlichen Terminen bestand, war die Stille, die in dem leeren Haus zurückblieb, unerträglich. Sie fiel in ein tiefes „Empty-Nest-Syndrom“ und stellte das Haus sogar zum Verkauf, weil es zu schmerzhaft geworden war [18:08].

Hinzu kamen die körperlichen Verrate: 2012 erlitt sie einen schweren Unfall in Kiew, bei dem sie sich das rechte Knie und das linke Handgelenk brach [18:48]. Ein weiterer schwerer Sturz im Jahr 2017 erforderte eine lange Genesung [19:12]. Für eine Frau, die ihr Leben auf eiserne Disziplin und körperliche Kraft aufgebaut hatte, fühlten sich diese Rückschläge wie ein Verrat des eigenen Körpers an, Erinnerungen an Alter und Verletzlichkeit [19:24].

Das perfekte Duo: Chris Norman & Suzi Quatro – "Stumblin' In"

Das letzte Eingeständnis: „Die Welt wusste nie, wer ich war“

Der schmerzhafteste Teil des späten Geständnisses betraf jedoch die Missverständnisse und Gerüchte, die ihre Leistungen jahrzehntelang überschatteten [20:07].

Einer der hartnäckigsten Mythen war der eines schonungslosen Rock-Lebensstils mit Sex, Drogen und Exzessen. Suzi stellte klar: Sie passte nie in dieses Klischee [21:09]. Aufgewachsen in einem disziplinierten Musikerhaushalt, nahm sie ihre Karriere als Beruf wahr und arbeitete härter, als die meisten. Die Gerüchte über die „wilde Rebellin“ waren das Gegenteil dessen, was sie wirklich war: eine Perfektionistin, die sich strikt von Drogen fernhielt und zwischen Tourneen ins Fitnessstudio ging [21:44].

Am tiefsten schnitten jedoch die Vorwürfe, sie habe nur Erfolg gehabt, weil sie Sex verkauft habe [22:05]. Immer wieder sah sie ihre Leistung durch Kommentare über ihren Lederoverall und die Annahme, sie nutze ihren Körper zur Aufmerksamkeitserregung, untergraben. „Ich habe einen Overall getragen, ja, aber ich habe nie Haut gezeigt. Ich habe mich nie ausgezogen“, stellte sie klar. „Man muss sich nicht ausziehen, um sexy zu sein“ [22:24]. Sie war stolz darauf, die erste weibliche Rockmusikerin gewesen zu sein, die weltweiten Erfolg allein durch Talent errang [22:33].

Auch die erfundenen Gerüchte über angebliche Rivalitäten mit Kolleginnen wie Joan Jett oder eine romantische Vergangenheit mit Alice Cooper verletzten sie, da sie ein falsches Bild ihrer persönlichen und kollegialen Beziehungen zeichneten [23:18].

Der letzte Schlag war jedoch der Schmerz, den die Gerüchteküche verursachte. Erfundene Berichte über einen angeblichen tödlichen Autounfall kursierten online und lösten Angst und Verwirrung unter ihren Fans aus [23:58]. Für eine Frau, die ihr ganzes Leben damit verbracht hatte, ihre Existenz und ihren Wert zu beweisen, traf sie der Gedanke, dass Fremde sie für verletzt, sterbend oder tot erklären konnten, härter als erwartet [24:18].

Mit schwerem Atem sprach Suzi Quatro schließlich jene Worte aus, die das Gewicht all dessen trugen, was sie allein getragen hatte: „Nach all diesen Jahren wird mir klar, dass die Welt nie wirklich wusste, wer ich war“ [24:34].

Es war kein Ausdruck von Bitterkeit, sondern das stille Eingeständnis einer Frau, deren Leben zu groß, zu intensiv und zu missverstanden war, um es je vollständig in einer Schlagzeile oder einem Lederoverall einfangen zu können. Suzi Quatros spätes Geständnis ist die tragisch-schöne Erkenntnis, dass hinter jeder Rock-Ikone ein Mensch mit tiefen Narben steht – ein Mensch, der sich wünscht, die Welt hätte nicht nur die Stärke, sondern auch die verborgene Zärtlichkeit erkannt.