Februar 1942 Singapur. Die als uneinnehmbar geltende Festung des britischen Empire steht vor dem Fall. Innerhalb von nur 70 Tagen verwandelte sich das, was als sichere Bastion der westlichen Macht in Asien galt, in ein Symbol der Demütigung und des Zusammenbruchs. 85 000 britische, australische und indische Soldaten standen einer zahlenmäßig unterlegenen japanischen Armee gegenüber. Doch am 15.

Februar 1942 kapitulierte die Festung. Churchill selbst nannte es die größte Katastrophe und Kapitulation in der britischen Militärgeschichte. Doch wie konnte so etwas geschehen? Wie konnte eine Festung, die als Gibraltar des Ostens bezeichnet wurde, in so kurzer Zeit fallen? Die Antworten auf diese Fragen liegen verborgen in einem Geflecht aus Arroganz und Fehleinschätzungen, aus strategischen Illusionen und tragischen Versäumnissen jener Februarge.

Dies ist die Geschichte einer der demütigendsten Niederlagen der modernen Kriegsgeschichte, erzählt auf Geheimnisse des Krieges. Bis zum Dezember 1941 galt Singapur als Juwel des britischen Empire in Südostasien. Die Stadt an der Spitze der malayischen Halbinsel kontrollierte die strategisch entscheidende Straße von Malaka, den wichtigsten Seeweg zwischen dem indischen Ozean und dem Pazifik.

Jedes Jahr passierten tausende von Handelsschiffen diese Mehrenge und Singapur war der Schlüssel zu ihrer Kontrolle. Wer Singapur beherrschte, kontrollierte den Handel zwischen Ost und West, zwischen den Gewürzinseln und den Märkten Europas, zwischen den Ölfeldern Borneos und den Häfen Indiens. Die Briten hatten Jahrzehnte damit verbracht, aus Singapur eine unangreifbare Festung zu machen.

Gewaltige Küstenbatterien mit schweren Geschützen bewachten die Zugänge vom Meer. Betonbunker und Befestigungsanlagen durchzogen die Insel. Militärflughäfen sollten die Luftüberlegenheit sichern. Die Propaganda verkündete unablässig, dass Singapur für Japan unerreichbar sei. In den Clubs von Rafles Ples tranken britische Offiziere ihren Ginonic und lachten über die Vorstellung, dass irgendeine asiatische Macht es wagen könnte, das britische Empire herauszufordern.

Die britische Admiralität hatte berechnet, dass jeder Angriff auf die Festung vom Meer aus zum Selbstmord würde. Die schweren 15 Zoll Geschütze konnten jede feindliche Flotte versenken, lange bevor sie in Reichweite käme. Diese Kanonen, jede einzelne ein technisches Meisterwerk, waren auf massiven Betonfundamenten montiert.

Sie konnten Granaten über 20 km weit schleudern. Jede Granate schwer genug, um ein Kriegsschiff mit einem einzigen Treffer zu versenken. Fünf dieser Batterieanlagen säumten die Südküste der Insel, ihre Läufe auf das offene Meer gerichtet, bereit jede japanische Flotte zu empfangen, die es wagen sollte anzugreifen.

Doch diese Gewissheit basierte auf einer fatalen Annahme. Man glaubte, der Feind würde vom Meer kommen. Die dichten Dschungelmalas im Norden galten als unpassierbar für moderne Armeen. Die Militärplaner in London konnten sich nicht vorstellen, dass eine Invasionsarmee durch hunderte Kilometer tropischen Regenwald vordringen könnte.

Der Dschungel mit seinen Moskitoschwärmen, seinen giftigen Schlangen, seinem undurchdringlichen Unterholz, seinen reißenden Flüssen und seiner erdrückenden Hitze, das war eine natürliche Barriere, die jede Armee aufhalten würde oder nicht? Diese Fehleinschätzung sollte katastrophale Folgen haben. Die Militäringenieure hatten Millionen von Störling in die Küstenverteidigung investiert, aber praktisch nichts für die Verteidigung des Nordens getan.

Es gab keine befestigten Linien, keine Panzersperren, keine vorbereiteten Rückzugsstellungen. Die Straßen durch Malaya waren breit und gut ausgebaut, perfekt für eine schnelle Invasion. Doch niemand hatte daran gedacht, Sprengladungen vorzubereiten oder Verteidigungspositionen entlang dieser Straßen zu errichten. Die Realität der militärischen Lage Ende 1941 war weitaus komplexer, als es die selbstsichere britische Propaganda vermuten ließ.

Während Großbritannien in Europa gegen Nazideutschland kämpfte, konzentrierte sich das Empire auf den Kampf um das Überleben im Mittelmeer und im Atlantis. Südostasien schien weit entfernt von den Hauptkriegsschauplätzen. Man nahm an, dass Japan, sollte es jemals zum Krieg kommen, sich mit den USA und nicht mit den europäischen Kolonialmächten auseinandersetzen würde.

Diese Annahme beruhte auf einer fundamentalen Fehleinschätzung der japanischen Strategie. In Tokio hatten die Militärstrategen längst erkannt, dass ein Krieg gegen die Vereinigten Staaten unvermeidlich war. Doch bevor man Peal Habor angriff, musste man die europäischen Kolonien in Südostasien erobern.

Hier lagen die Ressourcen, die Japan für einen langen Krieg brauchte. Das Öl von Borneo und Sumatra, der Gummi aus Malaya, das Zin, der Reis, die strategischen Metalle e das war lebenswichtig für die japanische Kriegswirtschaft. Der Plan war brillantin seiner Kühnheit. Man würde gleichzeitig die amerikanische Pazifikflotte ausschalten und die europäischen Kolonien überrennen, bevor der Westen reagieren konnte.

Diese Fehlkalkulation führte dazu, dass Singapur und Malaya nie die notwendigen Ressourcen erhielten. Die dort stationierten Truppen waren oft schlecht ausgebildet, die Ausrüstung veraltet. Die Luftwaffe verfügte über hoffnungslos veraltete Flugzeuge. Die modernen Spitfires und Harikens, die den Himmel über England verteidigten, waren in Fernost nicht zu sehen.

Stattdessen mussten die Piloten mit alten Bruster Buffalo Jägern fliegen, die den wendigen japanischen Zeros hoffnungslos unterlegen waren. Die Buffalo war ein Flugzeug aus der Mitte der 30er Jahre. Schwerfällig, langsam, mit schwacher Bewaffnung. Gegen die Zero, das modernste Jagdflugzeug der Welt zu dieser Zeit, hatte sie keine Chance.

Die Panzereinheiten waren in einem noch erbärmlicheren Zustand. Während die Deutschen mit ihren Panzern durch Europa fegten und die Sowjets an verzweifelten Panzerabwehrtaktiken arbeiteten, verfügte die britische Armee in Malaya über gerade einmal 200 leichte Panzer. Diese Fahrzeuge waren für die Wüstenkämpfe in Nordafrika konzipiert worden, nicht für den Dschungel.

Ihre Motoren überhitzten in der tropischen Hitze. Ihre Ketten rutzten auf den schlammigen Dschungelpfaden und ihre dünne Panzerung konnte selbst von japanischen Panzerabwehrgewehren durchschlagen werden. General Arthur Perzival, der Kommandant der Streitkräfte in Malaya, war ein Mann mit langer Militärkarriere. Im ersten Weltkrieg hatte er sich als tapferer Offizier bewährt, mehrere Auszeichnungen erhalten.

Bei der Schlacht an der Somme hatte er eine Kompanie geführt, war verwundet worden, hatte weitergekämpft. Nach dem Krieg hatte er in Irland gegen die IA gekämpft, später in verschiedenen Kolonien gedient. Seine Karriere schien der perfekte Werdegang eines britischen Kolonialoffiziers zu sein. Doch die moderne Kriegsführung des Jahres 1941 unterschied sich fundamental von den Stellungskriegen an der Westfront.

Perzival war ein Mann der alten Schule, der an die Überlegenheit der europäischen Armeen glaubte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass asiatische Truppen den disziplinierten britischen Soldaten gewachsen sein könnten. Diese rassistische Arroganz durchzog das gesamte britische Offizierschor und sollte sich bitterrechen.

In den Offiziersclubs von Singapore machten die Briten Witze über japanische Soldaten. Man sagte, sie könnten nicht gut sehen wegen ihrer Augenform. Sie seien zu klein, um gute Soldaten abzugeben. Ihre Flugzeuge seien billige Kopien westlicher Modelle. Diese Vorurteile waren nicht nur moralisch verwerflich, sie waren militärisch katastrophal.

Die japanische Armee hatte jahrelange Kampferfahrung aus dem Krieg gegen China gesammelt. Ihre Soldaten waren hart trainiert, fanatisch motiviert, an das Kämpfen unter extremen Bedingungen gewöhnt. Die japanischen Offiziere hatten die europäischen Kolonialarmeen genau studiert, ihre Schwächen identifiziert, Taktiken entwickelt, um diese Schwächen auszunutzen.

Perzival selbst verkörperte viele der Probleme der britischen Verteidigung. Er war ein fähiger Stabsoffizier, gut in Planung und Organisation, aber ihm fehlte die Entschlossenheit, die Ausstrahlung. die ein großer Feld herbraucht. Seine Untergebenen respektierten ihn, aber sie bewunderten ihn nicht.

Er konnte Befehle erteilen, aber er konnte keine Begeisterung entfachen. In den kritischen Momenten, wenn schnelle Entscheidungen nötig waren, zögerte er, suchte nach mehr Informationen, wollte die Lage noch genauer analysieren. Diese Unentschlossenheit sollte sich als tödlich erweisen. Die unter seinem Kommando stehenden Truppen waren ein buntes Gemisch verschiedenster Einheiten.

waren britische Bataillone stolz auf ihre Regimensgeschichte, aber oft mit wenig Kampferfahrung. Da waren australische Brigaden robuste Männer aus dem Outbug, kampfverprobt, aber schlecht ausgerüstet. Da waren indische Divisionen zusammengesetzt aus verschiedenen ethnischen Gruppen. Manche hochmotiviert, andere unsicher über ihre Loyalität zum Empire.

Und da waren lokale Milizen, malayische und chinesische Freiwillige, mutig, aber ohne angemessene Ausbildung oder Ausrüstung. Die Gesamtstärke sah auf dem Papier beeindruckend aus. Etwa 85.00 Mann standen zur Verteidigung Malas und Singapurs bereit. Doch diese Zahl täuschte. Viele dieser Soldaten waren Supportpersonal, keine Kampftruppen.

Andere waren erst kürzlich angekommen, hatten keine Zeit gehabt, sich zu akklimatisieren oder zu trainieren. Die erfahrenen Einheiten waren über ein riesiges Gebiet verteilt, ohne klare strategische Konzentration. Am 8. Dezember 1941, nur Stunden nach dem Angriff auf Peal Habor begannen japanische Truppen mit der Invasion Malas.

Die Nachricht vom Angriff auf die amerikanische Flotte hatte London und Singapur wie ein Blitz getroffen. Doch noch während die Beamtenversuchten zu verstehen, was in Hawaii geschehen war, landeten japanische Truppen bereits an der Nordostküste Malas. Die 25. Armee unter Generalleutnand Tomyuki Yamashita setzte an drei Punkten über.

Kotabaru, Singora, Patani. Diese Namen würden in die Geschichtsbücher eingehen als die Orte, wo das britische Empire in Asien zu fallen begann. Was folgte, war ein militärisches Meisterstück, das die Welt erschütterte. Yamashita, der später als Tiger von Malaya bekannt werden sollte, war ein brillanter Taktiker.

Geboren 1885 in eine Familie von Samuraibabstammung, hatte er seine militärische Karriere in der traditionellen japanischen Armee begonnen. Doch anders als viele seiner Kollegen war Yamashita ein Student der modernen Kriegsführung. Er hatte in Deutschland studiert, hatte die deutschen Blitzkriegtiken in Polen und Frankreich beobachtet, hatte verstanden, dass moderne Kriege durch Geschwindigkeit und Überraschung gewonnen wurden, nicht durch statische Verteidigung.

Er hatte die deutschen Blitzkriegtiken studiert und an die tropischen Bedingungen Südostasiens angepasst. Seine Armee war mit leichter, mobiler Ausrüstung ausgestattet. Fahrräder spielten eine entscheidende Rolle. Dies mag lächerlich klingen. Eine Armee auf Fahrrädern, aber es war genial. Tausende von japanischen Soldaten rasten auf Fahrrädern durch den Dschungel, umgingen britische Stellungen und griffen aus unerwarteten Richtungen an.

Die Fahrräder brauchten keinen Treibstoff, konnten auf den schmalsten Zaden fahren, machten kaum Lärm. Wenn eine Straße blockiert war, trugen die Soldaten ihre Räder einfach durch den Dschungel. Die japanische Infanterie war für diese Art des Kampfes perfekt trainiert. Jeder Soldat trug nur das nötigste Ügewehr, Munition, eine Reißration für mehrere Tage, eine Decke.

Sie marschierten Tag und Nacht, schliefen nur wenige Stunden, ernährten sich von Reis und was der Dschungel hergab. Sie waren trainiert, vom Land zu leben, schnell vorzurücken, den Feind nie zur Ruhe kommen zu lassen. Die britischen Truppen, die auf einen konventionellen Krieg vorbereitet waren, wurden von der Geschwindigkeit und Beweglichkeit der japanischen Offensive völlig überrascht.

Innerhalb weniger Tage hatten die Japaner die nördlichen Verteidigungslinien durchbrochen. Die britische Luftwaffe wurde am Boden zerstört, noch bevor sie effektiv eingreifen konnte. Am ersten Tag der Invasion starteten japanische Bomber von ihren Basen in Indochina. Sie flogen niedrig über das südchinesische Meer unter dem Radarschirm.

Auf den britischen Flugplätzen standen die Flugzeuge ordentlich aufgereiht, leichte Ziele. Innerhalb von Stunden waren Dutzende von Flugzeugen zerstört, die Rohbahnen mit Kratern überseht, die Hangars in Flammen. Am 10. Dezember erlitt das britische Empire einen noch verheerend Schlag. Die HMS Prinz of Wes und die HMS Repulse, zwei stolze Schlachtschiffe der Royal Nive, wurden von japanischen Torpedofugzeugen versenkt.

Die Prinz of Wales war eines der modernsten Schlachtschiffe der Welt, erst im Jahr zuvor in Dienst gestellt. Sie hatte 1600 Mannbesatzung, war gepanzert wie eine Festung, bewaffnet mit 104 Zoll Geschützen. Die Repulse war älter, aber immer noch ein beeindruckendes Kriegsschiff. Zusammenbildeten sie Vors Z. Die britische Antwort auf die japanische Bedrohung.

Admiral Tom Philips, der Kommandant von Force Z, hatte beschlossen, die japanischen Landungsschiffe anzugreifen. Es war ein kühner Plan, vielleicht zu kühnen. Ohne Luftunterstützung waren die mächtigen Kriegsschiffe hilflos gegen die Angriffe aus der Luft. Am Morgen des 10. Dezember entdeckten japanische Aufklärungsflugzeuge die britischen Schiffe.

Wellen von Torpedoflugzeugen griffen an. Die Schiffe versuchten zu manövrieren. Ihre Flaggeschütze feuerten pausenlos. Der Himmel war voller Rauch und Explosionen. Doch die japanischen Piloten waren perfekt trainiert. Sie flogen niedrig über die Wellen, ließen ihre Torpedos in der optimalen Entfernung fallen. Torpedo um Torpedo traf die Prinz auf WS.

Das mächtige Schiff begann zu sinken. Die Repulse versuchte zu helfen, wurde selbst getroffen. Innerhalb von zwei Stunden waren beide Schiffe gesunken. 840 Seeleute starben in den Wellen des Südchinesischen Meeres. Admiral Philips ging mit seinem Flagschiff unter. Mit ihnen versank die letzte Hoffnung auf eine maritime Rettung Singapurs.

Die Royal Nev, die jahrhundertelang die Meere beherrscht hatte, war aus asiatischen Gewässern vertrieben worden. Die Nachricht schockierte die Welt. In London konnte Churchillis kaum glauben. Zum ersten Mal in der Geschichte waren große Kriegsschiffe auf Hosee allein durch Luftangriffe versenkt worden. Es war der Anfang einer neuen Era der Sekriegsführung.

Die Verteidigung Malas verwandelte sich in einen chaotischen Rückzug. General Perzwal versuchte mehrmals Verteidigungslinien zu bilden, doch jedesmal umgingen die Japaner diese Positionen durch den Dschungel oder überdas Meer. Die britischen Kommandeure, die nie gelernt hatten, im tropischen Gelände zu kämpfen, verloren die Kontrolle über ihre Truppen.

Ganze Bataillone lösten sich auf. Soldaten flohen durch den Dschungel in Richtung Süden, verfolgt von einer Armee, die scheinbar überall gleichzeitig sein konnte. Die Taktik der Japaner war einfach, aber effektiv. Sie identifizierten die britische Hauptverteidigungslinie, meist entlang einer Straße positioniert. Dann schickten sie eine kleine Einheit frontal gegen diese Linie, um die Verteidiger zu beschäftigen.

Gleichzeitig bewegte sich die Hauptmacht durch den Dschungel, umging die britische Position und griff von hinten oder von der Seite an. Oft hatten die Japaner auch kleine Boote dabei, mit denen sie Flüsse überquerten oder entlang der Küste hinter die britischen Linien gelangten. Die britischen Soldaten kämpften tapfer, aber sie waren für diese Art des Kampfes nicht vorbereitet.

Sie waren trainiert worden in festen Stellungen zu kämpfen mit klaren Frontlinien, mit Artillerieunterstützung und Luftdeckung. Hier im Dschungel gab es keine Frontlinie. Der Feind konnte überall sein. Die Artillerie war nutzlos im dichten Wald. Die Luftwaffe existierte nicht mehr. Jede Einheit kämpfte isoliert, ohne zu wissen, was links oder rechts von ihr geschah.

Die psychologische Wirkung war verheerend. Gerüchte verbreiteten sich wie Lauffeuer. Man sagte, die Japaner seien über Menschen, die ohne Schlaf kämpfen könnten, die im Dunkeln sehen könnten, wie Katzen, die lautlos durch den Dschungel gleiten könnten. Jedes Geräusch in der Nacht wurde zum Vorboten eines japanischen Angriffs.

Die Soldaten schliefen nicht mehr, starrten in die Dunkelheit, schossen auf Schatten. Die australischen Truppen, die einen großen Teil der Verteidigungskräfte ausmachten, kämpften tapfer, aber vergeblich. Bei Gemas gelang es einer australischen Einheit unter Lieutenant Konel Charles Anderson, eine japanische Kolonne in einen Hinterhalt zu locken und schwere Verluste zuzufügen.

Die Australier hatten eine Brücke gesprengt, dann die japanische Vorhut aus dem Dschungel heraus angegriffen. Für kurze Zeit sah es aus, als könnten sie den japanischen Vormarsch stoppen. Doch die Japaner brachten schnell Verstärkung heran, umgingen die australische Position und zwangen sie zum Rückzug. Solche taktischen Erfolge konnten den strategischen Zusammenbruch nicht aufhalten.

Die Japaner rückten unaufhaltsam nach Süden vor, Tag für Tag, Kilometer um Kilometer. Sie eroberten Kuala Lumpur, die Hauptstadt von Malaya. Sie eroberten Ipo, ein wichtiges Bergbauzentrum. Sie eroberten einen Ort nach dem anderen. Die britischen Truppen zogen sich immer weiter zurück, sprengten Brücken hinter sich, ließen Vorräte zurück, die sie nicht mehr transportieren konnten.

Die Moral der Truppen sank Rapide. Die Soldaten sahen nur Rückzug, nur Niederlage. Sie hörten die Propagandasendungen von Tokyo, die ihnen sagten, dass der Krieg bereits verloren sei, dass sie sinnlos sterben würden. Desertionen nahmen zu. Einzelne Soldaten, manchmal ganze Gruppen, verschwanden einfach im Dschungel, versuchten sich durchzuschlagen zu irgendeinem Hafen, wo sie vielleicht ein Schiff nach Hause finden würden.

Ende Januar 1942 hatten die japanischen Truppen die gesamte malische Halbinsel erobert. In nur 55 Tagen waren sie über 600 km vorgerückt, hatten eine zahlenmäßig überlegene Armee besiegt, hatten eine der reichsten Kolonien der Welt erobert. Die britischen Streitkräfte zogen sich über den schmalen Damm zurück, der Singapur mit dem Festland verband.

Die uneinnehmbare Festung war nun belagert, doch die Realität sah düster aus. Die Insel war überfüllt mit Flüchtlingen und zurückweichenden Soldaten. Die Moral war am Boden, die Versorgungslage Präkär und im Norden, jenseits der Straße von Jor sammelte sich die japanische Armee für den finalen Schlag.

Die gewaltigen Küstengeschütze, auf die man so stolz gewesen war, starten nutzlos auf das leere Meer. Der Feind kam nicht vom Meer. Er kam aus dem Dschungel, den man für unpassierbar gehalten hatte. Am 31. Januar sprengten britische Ingenieure den Damm, um die japanische Armee aufzuhalten. Die Explosion war gewaltig, hörbar in ganz Singapur.

Eine 70 m breite Lücke wurde in den Damm gerissen. Wasser strömte durch die Öffnung, doch diese symbolische Geste konnte nichts mehr ändern. Die Japaner brauchten nur Boote, um überzusetzen und Boote hatten sie in Hülle und Fülle erbeutet oder selbst gebaut. Die Belagerung hatte begonnen.

In Singapur selbst herrschte eine immer so realer werdende Atmosphäre. Die Stadt, die noch vor zwei Monaten das pulsierende Zentrum des britischen Fernen gewesen war, verwandelte sich in ein Chaos aus Angst, Verzweiflung und hilfloser Wut. Die Straßen waren überfüllt mit Flüchtlingen aus Malaya Europäer, die alles verloren hatten.

Chinesen, die vor den Japanern flohen, Malein, die nicht wussten,wohin. Die Hotels waren überfüllt, die Krankenhäuser am Limit, die Lebensmittelvorräte wurden rationiert. In den 1. Februar versuchten die britischen Kolonialbeamten und Offiziere verzweifelt, den Schein der Normalität aufrecht zu erhalten. In den nobel Vierteln der Stadt in den eleganten Clubs am Pad wurde weiterhin Ginonic serviert, als ob nichts geschehen wäre.

Offiziere in markellosen weißen Uniformen diskutierten über Kricket und Polo. Damen in Sommerkleudern tranken Tee auf den Terrassen. Es war eine absurde Pantomime, ein verzweifeltes Festhalten an einer Welt, die bereits untergegangen war. Doch draußen auf den Straßen herrschte zunehmendes Chaos. Zhntausende von Zivilisten drängten sich in den Hafenanlagen, verzweifelt versuchend einen Platz auf einem der letzten Schiffe zu ergattern, die noch in Richtung Indien oder Australien fuhren. Die Szenen waren herzzerreißend,

Familien wurden getrennt. Männer mussten zurückbleiben, während Frauen und Kinder evakuiert wurden. Manche Schiffe waren so überladen, dass sie sanken, kaum dass sie den Hafen verlassen hatten. Andere wurden von japanischen Flugzeugen bombardiert oder von U-Booten versenkt. Die chinesische Bevölkerung Singapurs, die etwa dreiviertel der Einwohner ausmachte, lebte in ständiger Angst.

Sie wussten, was die Japaner in China getan hatten. Das Massaker von Nan King war erst vier Jahre her. Die japanische Armee hatte dort Hunderttausende getötet. Die chinesischen Einwohner Singapurs verstanden, dass ihnen ähnliches drohte, wenn die Stadt fiel. Viele versuchten zu fliehen, andere bereiteten sich auf den Untergrund vor, wieder andere beschlossen, bis zum Ende zu kämpfen.

General Perzival versuchte fieberhaft, eine Verteidigung zu organisieren, doch die Lage war nahezu aussichtslos. Die Insel Singapur erstreckte sich über etwa 580 Quadkm mit einer Küstenlinie von über 70 km. Mit den ihm zur Verfügung stehenden Truppen konnte er unmöglich jeden Abschnitt effektiv verteidigen. Er musste raten, wo die Japaner angreifen würden und seine Truppen dort konzentrieren.

Doch wenn er falsch riet, würde die ganze Verteidigung zusammenbrechen. Die Geografie der Insel machte die Verteidigung zusätzlich schwierig. Singapur ist flach, mit nur wenigen Hügeln. Es gab keine natürlichen Verteidigungslinien, keine Berge oder Flüsse, hinter denen man sich verschanzen konnte.

Die Stadt selbst lag im Süden der Insel. Im Norden und Westen erstreckten sich Dschungel, Plantagen und Sympfe. Die Küste war von Mangrovenwäldern gesäumt durch die dutzende von kleinen Wasserläufenflossen. Es war perfektes Gelände für eine amphibische Invasion. Perzival entschied, dass der wahrscheinlichste Angriffspunkt die Nordwestküste sein würde, die der malayischen Stadt Johorabaru am nächsten lag.

Er konzentrierte dort seine stärksten Einheiten, darunter die 22. australische Brigade. Die Westküste wurde von indischen Truppen verteidigt, die weniger gut ausgebildet waren. Die Nordostküste, die am weitesten von den japanischen Positionen entfernt war, wurde nur schwach besetzt. Diese Entscheidung sollte fatale Folgen haben.

Zudem fehlte es an fast allen. Munition wurde knapp. Die britischen Truppen hatten während des Rückzugs durch Malaya enorme Mengen verschossen. Die Nachschubwege waren unterbrochen. Was an Munition vorhanden war, musste sorgfältig rationiert werden. Artilleriegeschütze dürften nur auf die wichtigsten Ziele feuern.

Die Infanterie wurde angewiesen, ihre Munition zu sparen, nur auf sichere Ziele zu schießen. Nahrungsmittel wurden rationiert. Singapur war völlig abhängig von Importen. Die Stadt hatte nie größere Vorräte angelegt. Man hatte angenommen, dass die britische Flotte die Seewege offen halten würde. Jetzt mit der Flotte vertrieben und japanischen U-Boten, die die Gewässer kontrollierten, kamen keine Versorgungsschiffe mehr durch.

Die Lebensmittel in der Stadt reichten vielleicht noch für ein paar Wochen, wenn man streng rationierte. Die medizinischen Einrichtungen waren überlastet mit Verwundeten aus den Kämpfen auf der Halbinsel. Die Krankenhäuser waren überfüllt. Verwundete lagen auf den Fluren, manchmal draußen unter Bäumen.

Es fehlte an Medikamenten, an Verbandsmaterial, an Blutkonserven. Die Ärzte und Krankenschwestern arbeiteten rund um die Uhr, aber sie konnten mit der Flut von Verwundeten nichts Schritt halten. Die berühmten Küstengeschütze, auf die man so stolz gewesen war, erwiesen sich als nahezu nutzlos. Sie waren fest auf Betonfundamenten montiert, konstruiert, um auf Seefahrende Schiffe zu beschießen.

Sie auf das Festland zu richten, war theoretisch möglich, aber praktisch sehr schwierig. Ihre Geschützstände waren nach Süden geöffnet mit dicken Betonwänden zum Schutzvorbeschuss vom Meer. Diese Wände blockierten jetzt das Schwenken in andere Richtungen. Selbst wenn dies möglich gewesen wäre, hätten sie wenig ausrichten können.

Sie waren mitpanzerbrechender Munition ausgestattet, entwickelt, um die dicke Panzerung von Kriegsschiffen zu durchschlagen. Diese Granaten würden beim Aufprall auf weichen Boden oder Dschungel einfach tief einschlagen und explodieren, ohne großen Schaden anzurichten. Was man gebraucht hätte, waren Sprenggranaten, die beim Aufprall fragmentieren und große Bereiche mit Splittern überziehen würden.

Aber solche Munition war nicht vorhanden und es war zu spät, sie herbeizuschaffen. Die Luftwaffe existierte praktisch nicht mehr. Die wenigen verbliebenen Flugzeuge, vielleicht zwei Dutzend Buffalojäger und einige veraltete Bomber, waren gegen die japanische Luftüberlegenheit machtlos. Die japanischen Zeros kontrollierten den Himmel.

Sie griffen an, wann immer sie wollten, bombardierten militärische Ziele und Zivilgebiete gleichermaßen. Die britischen Piloten starteten zu verzweifelten Abfangmissionen, wissend, dass sie wahrscheinlich nicht zurückkehren würden. Viele von ihnen waren kaum 20 Jahre alt, mit nur wenigen Flugstunden Erfahrung. Sie kämpften mit unglaublicher Tapferkeit, aber Tapferkeit allein konnte die technische und zahlenmäßige Unterlegenheit nicht ausgleichen. Am 8.

Februar 1942 begann die japanische Invasion der Insel Singapur. Die Nacht war heiß und feucht, typisch für die Truppen. Der Himmel war bedeckt, nur gelegentlich brach der Mond durch die Wolken. An der Nordwestküste der Insel warteten australische Soldaten in ihren Stellungen, nervös, angespannt, wissend, dass der Angriff jeden Moment kommen könnte.

Um 20:30 Uhr eröffnete die japanische Artillerie das Feuer. Hunderte von Geschützen, die auf der malaischen Seite der Meerenge positioniert waren, entfesselten ein Trommelfer auf die australischen Stellungen. Die Explosionen erleuchteten den Nachthimmel. Die Erde bebte. Die Australier presen sich in ihre Schützengräben, beteten, dass die Granaten sie verfielen würden.

In der Dunkelheit setzten japanische Truppen mit Boten und Flößen über die Straße von Jorohoor. Die Meerenge war hier nur etwa 600 m breit, bei Ebbe noch weniger. Die Japaner hatten alle verfügbaren Boote zusammengezogen. Fischerboote, Flussfern, selbstgebaute Flöße. Hunderte von Boten bewegten sich durch die Dunkelheit, jedes Beladen mit Soldaten.

Der Angriff erfolgte genau dort, wo Perzwal Verteidigung am schwächsten organisiert hatte. Die 22. australische Brigade, die eigentlich die Nordwestküste verteidigen sollte, war zu weit verstreut. Es gab Lücken in der Verteidigungslinie, Abschnitte, die nur von kleinen Patrouillen bewacht wurden. Die Japaner, deren Aufklärung hervorragend war, hatten diese Schwachstellen identifiziert und zielten genau darauf.

Die ersten Wellen japanischer Truppen landeten unter schwerem Feuer. Australische Maschinengewehre ratterten in der Dunkelheit, richteten schreckliche Verwüstung unter den dichtgedrängten Booten an. Viele Boote wurden versenkt. Ihre Insassen ertranken in den dunkeln Fluten, doch die Japaner kamen weiter. Für jedes Boot, das versenkt wurde, kamen zwei weitere.

Die Soldaten sprangen ins seichte Wasser, warteten an Land, stürmten auf die australischen Stellungen zu. Innerhalb weniger Stunden hatten die Japaner Brückenköpfe etabliert und begannen, Truppen und leichte Artillerie überzusetzen. Die australischen Gegenangriffe in der Nacht waren unkoordiniert und ineffektiv. In der Verwirrung und Dunkelheit schossen eigene Truppen aufeinander.

Die Kommunikation zwischen den Einheiten brach zusammen. Funkgeräte fielen aus. Telefonleitungen waren durch Artilleriefeuer zerstört. Kommande wussten nicht, was um sie herum geschah, konnten keine Befehle geben oder erhielten widersprüchliche Informationen. Am Morgen des 9. Februar kontrollierten die Japaner bereits mehrere Quadratkilometer der Insel.

Die australischen Truppen, die heroisch gekämpft hatten, waren dezimiert und demoralisiert. Ganze Kompanien hatten die Hälfte ihrer Männer verloren. Die Überlebenden zogen sich zurück, versuchten eine neue Verteidigungslinie zu bilden, aber die Japaner ließen ihnen keine Ruhe. Sie drängten nach, griffen pausenlos an, gaben den Verteidigern keine Zeit, sich neu zu organisieren.

Yamashita trieb seine Truppen mit gnadenloser Energie voran. Er wusste, dass seine Armee am Ende ihrer logistischen Möglichkeiten war. Munition und Treibstoff wurden knapp. Seine Soldaten waren erschöpft von den wochenlangen Kämpfen. Ein längerer Kampf würde seine Offensive zum Stillstand bringen. Deshalb setzte er auf Geschwindigkeit und psychologischen Druck.

Die japanischen Truppen bewegten sich Tag und Nacht, griffen unerbittlich an, gaben den Verteidigern keine Zeit zum Verschnaufen. Am 9. Februar startete Yamashita einen zweiten Angriff, diesmal an der Westküste der Insel. Hier standen indische Truppen, weniger gut ausgebildet als die Australier, mit geringerer Kampfmoral. Die japanische Invasion erfolgte am helligten Tag ein Zeichen der Verachtung für dieVerteidiger.

Unter dem Schutz eines massiven Artilleriebombardäms setzten japanische Truppen über. Die indischen Soldaten leisteten zunächst erbitterten Widerstand, aber als die japanischen Panzer übersetzten, brach die Verteidigung zusammen. Viele indische Soldaten ergaben sich oder flohen. Einige desertierten zu den Japanern überzeugt von der japanischen Propaganda, die Indien die Unabhängigkeit vom britischen Empire versprach.

Diese Deserteure würden später die indische Nationalarmee bilden, die an der Seite Japans kämpfte. Für die britische Führung war dies ein Schock. Man hatte nie daran gezweifelt, dass die indischen Truppen loyal bleiben würden. Diese Massenflucht und Desertionen zeigten, wie brüchig das Empire geworden war. Die Wasserversorgung Singapurs wurde zu einem kritischen Problem.

Die Stadt bezog ihr Trinkwasser hauptsächlich aus Reservo im Norden der Insel. Die Hauptreservoyers lagen im Gebiet von Bukit Tima. Genau dort, wo die Japaner vorrückten. Perzival hatte die Bedeutung dieser Reservo verstanden und befohlen, sie um jeden Preis zu verteidigen. Doch seine Befehle konnten die Realität der Situation nicht ändern.

Die Truppen waren erschöpft, demoralisiert, zahlenmäßig unterlegen. Am 11. Februar intensivierten die Japaner ihre Angriffe. Sie konzentrierten ihre Kräfte auf Bukitima, den höchsten Hügel der Insel, wo die wichtigsten Wasserboyers und Munitionslager lagen. Die Verteidigung war verzweifelt. Britische, australische und indische Truppen kämpften Seite an Seite, warfen Gegenangriff um Gegenangriff gegen die vordringenden Japaner.

Die Kämpfe waren brutal, von Angesicht zu Angesicht, mit Bayonetten und Handgranaten. Doch die japanische Überlegenheit an Zahlen und Feuerkraft war zu groß. Am 13. Februar fiel das Bukit Timareservoir in japanische Hände. Damit war die Wasserversorgung der Stadt abgeschnitten. In den Krankenhäusern türmten sich die Verwunderten ohne ausreichend Wasser für die medizinische Versorgung.

Die Zivilbevölkerung, etwa eine Million Menschen, hatte kein Trinkwasser mehr. In der tropischen Hitze war dies ein Todesurteil. Menschen würden innerhalb von Tagen verdursten. Die militärische Lage verschlechterte sich stündlich. Die Verteidiger waren auf einen immer kleineren Brückenkopf zusammengedrängt worden, etwa 28 Quadrkm im Süden der Insel.

Die Stadt selbst lag unter konstantem Artilleriebeschuss. Die Japaner hatten ihre schweren Geschütze über die Meerenge gebracht und feuerten systematisch auf militärische Ziele und Wohngebiete. Brände wüteten überall. Ganze Stadtteile standen in Flammen. Die Feuerwehr war machtlos. Es gab kein Wasser, um die Brände zu löschen. Die Zivilbevölkerung litt unter schrecklichen Bedingungen.

Die Menschen versteckten sich in Kellern und Luftschutzbunkern, die schnell überfüllt waren. Es gab nicht genug Nahrung, kein Wasser, keine Medikamente. Die Toten konnten nicht mehr beerdigt werden. Sie lagen auf den Straßen in der tropischen Hitze verwend. Die Gefahr von solchen wurde akut. Cholera, Tyfus, Düsenterie, all diese Krankheiten drohten auszubrechen. Am 14.

Februar war die Lage verzweifelt. Die britischen und Alliiertenentruppen waren auf einen kleinen Brückenkopf im Süden der Insel zusammengedrängt. Die Stadt stand unter konstantem Artilleriebeschuss. Brände wüteten überall. Die Zivilbevölkerung l unter schrecklichen Bedingungen. Ohne Wasser, ohne Nahrung, ohne Hoffnung.

Die Munition der Verteidiger ging zur Neige. Die Artillerie hatte nur noch Granaten für wenige Stunden Feuer. Die Infanterie rationierte ihre Patronen. Jeder Schuss musste sitzen. General Perzwal stand vor der schrecklichsten Entscheidung seines Lebens. Seine Offiziere waren gespalten. Einige drängten ihn weiterzukämpfen. Sie argumentierten, dass eine Kapitulation eine Schande für das britische Empire wäre, dass man bis zum letzten Mann kämpfen müsse, dass ein ehrenhafter Tod besser sei als eine entehrende Kapitulation.

Andere wiesen auf die hoffnungslose Lage hin. Sie fragten, was noch erreicht werden, könnte durch weiteres kämpfen. Die militärische Lage war aussichtslos. Es gab keine Aussicht auf Entsatz. Keine Verstärkung würde kommen. Doch was bedeutete weiterkämpfen? Tausende von Zivilisten würden in den Kämpfen sterben.

Die Verwundeten in den Krankenhäusern würden verdursten oder durch Artilleriebeschuss getötet werden. Die Stadt würde vollständig zerstört werden und am Ende würde die Niederlage trotzdem kommen. Die Japaner würden nicht aufhören zu kämpfen, bis Singapur vollständig erobert war. Perzival verbrachte die Nacht vom 14. auf den 15. Februar in qualvoller Entscheidungsfindung.

Er konsultierte seine Kommandeure, lass die Berichte von der Front, studierte die Karten. Die Zahlen waren unerbittlich. Weniger als 10.000 kampfähige Soldaten standen noch zur Verfügung. Die Munition würde in spätestens 24 Stunden erschöpft sein. Das Wasser war bereits aus.

Diemedizinischen Einrichtungen waren zusammengebrochen. Am Morgen des 15. Februar traf Perzival seine Entscheidung. Es gab keinen anderen Ausweg mehr. Er würde um einen Waffenstillstand bitten. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Viele Soldaten weinten offen. Sie hatten tapfer gekämpft, hatten Freunde und Kameraden verloren und nun sollte alles umsonst gewesen sein.

Andere waren erleichtert. Der Albtraum würde endlich vorbei sein. Sie würden überleben, zumindest vorerst. Am Vormittag schickte Perzival einen Offizier unter weißer Flagge zu den japanischen Linien. Major Ciril Wild, ein Offizier, der Japanisch sprach, wurde ausgewählt. Er fuhr in einem Auto mit einer großen weißen Flagge zu den japanischen Stellungen.

Die japanischen Soldaten ließen ihn passieren, eskortierten ihn zu Yamashitas Hauptquartier. Wild überbrachte Perzivals Bitte um ein Treffen, um die Kapitulationsbedingungen zu besprechen. Yamashita stimmte zu, legte aber Bedingungen fest. Das Treffen würde um 17:15 Uhr stattfinden in der Fordfabrik in Bukitima.

Perzwal musste persönlich kommen und er musste bereit sein, sofort und bedingungslos zu kapitulieren. Yamashita wollte keine langen Verhandlungen. Er wollte eine schnelle vollständige Kapitulation. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Seine eigene Armee war am Ende ihrer Kräfte. Eine längere Belagerung konnte er sich nicht leisten. Um 17:15 Uhr trafen sich Perzwal und Yamashita in der Fordfabrik.

Das berühmte Foto dieses Treffens zeigt den hochgewachsenen haen Perzival, wie er mit gesenktem Kopf neben dem kleineren, aber kraftvoll wirkenden Yamashita sitzt. Perzival trug seine Kakuniform, sah erschöpft und gebrochen aus. Yamashita in seiner Felduniform wirkte siegessicher, aber auch angespannt. Er wusste, dass er blöffen musste.

Seine Armee hatte kaum noch Munition. Wenn Perzival weitergekämpft hätte, hätte die Offensive zum Stillstand kommen können. Die Verhandlungen waren kurz. Yamashita forderte bedingungslose Kapitulation sofort. Perzival versuchte Bedingungen auszuhandeln, insbesondere für den Schutz der Zivilbevölkerung. Yamashita lehnte ab.

Er schlug mit der Faust auf den Tisch, brüllte, dass er sofort eine Antwort wolle. Ja oder nein? Perzival, überwältigt, erschöpft, verzweifelt, stimmte zu. Um 18:10 Uhr unterzeichnete er die Kapitulationsdokumente. Die größte Kapitulation in der britischen Militärgeschichte war vollzogen. Die Nachricht verbreitete sich schnell durch Singapur.

Um Mitternacht sollten alle Kampfhandlungen eingestellt werden. Die britischen Truppen erhielten den Befehl, ihre Waffen niederzulegen. Viele Soldaten weinten, als sie ihre Gewehre aufstappelten. Einige weigerten sich zunächst, konnten nicht glauben, dass sie sich ergeben sollten. Offiziere mussten ihre Männer überreden, die Befehle zu befolgen. Etwa 80.

000 britische, australische und indische Soldaten gingen in japanische Kriegsgefangenschaft. Dazu kamen tausende von Zivilisten, die ebenfalls interniert wurden. Die Bedingungen, die sie erwarteten, waren grauenvoll. Die japanische Armee, die in ihrer eigenen Kultur niemals kapitulierte, verachtete Soldaten, die sich ergaben.

In der japanischen Militärtradition war es eine Schande, sich lebend gefangen nehmen zu lassen. Ein Soldat sollte bis zum Tod kämpfen oder rituellen Selbstmord begehen. Diese Einstellung prägte den Umgang mit den Gefangenen. Sie wurden nicht als ehrenhafte Soldaten behandelt, die sich unter unmöglichen Bedingungen ergeben hatten, sondern als Feiglinge, die keine Achtung verdienten.

Die Behandlung war brutal. Die Gefangenen wurden in überfüllten Lagern zusammengepcht, erhielten kaum Nahrung, keine medizinische Versorgung. Viele waren bereits durch die Kämpfe verwundet oder krank. Unter den grausamen Bedingungen der Gefangenschaft starben tausende in den ersten Wochen. Die berüchtigten Kriegsgefangenenlager von Shanghai wurden zum Symbol dieser Grausamkeit.

Shangi war eigentlich ein britischer Militärstützpunkt im Osten Singapurs. Die Japaner sperrten ztausende von Gefangenen in die Kasernen und Gefängnisse dort. Die Bedingungen waren entsetzlich. Die Gebäude waren für ein paar tausend Menschen ausgelegt, jetzt waren es zehn mal so viele. Die Menschen schliefen auf dem Boden dicht aneinander gedrängt.

Die sanitären Einrichtungen brachen zusammen. Krankheiten breiteten sich aus Umaria, Cholera, Düsenterie. Viele Gefangene würden die nächsten dreieinhalb Jahre nicht überleben. Sie wurden zu Sklavenarbeit gezwungen beim Bau der berüchtigten Teilburme Eisenbahn und in zahllosen anderen Projekten. Die Todeseisenbahn, wie sie genannt wurde, kostete ztausende das Leben.

Die Gefangenen mussten durch Dschungel und Berge eine Eisenbahnlinie bauen mit primitiven Werkzeugen bei unerträglicher Hitze mit minimaler Nahrung. Sie starben an Erschöpfung, an Krankheiten, an Misshandlungen. Für das britische Empire war der Fall Singapurs mehr als einemilitärische Niederlage. Es war ein psychologischer Schock von immenser Bedeutung.

Der Mythos der Unbesiegbarkeit der weißen Kolonialherren war zerstört. Jahrhundertelang hatten die europäischen Mächte Asien beherrscht, hatten ihre Überlegenheit als selbstverständlich angesehen. Jetzt hatte eine asiatische Armee die stärkste Festung des britischen Empire erobert, hatte europäische Truppen besiegt, hatte die Schwäche des Empire für alle sichtbar gemacht.

Überall in Asien sahen unterdrückte Völker, dass die europäischen Mächte nicht allmächtig waren. In Indien, in Bürma, in Niederländisch Oost-Indien überall regten sich Hoffnungen auf Unabhängigkeit. Wenn die Briten in Singapur geschlagen werden konnten, dann konnten sie auch anderswo geschlagen werden. Die Sat für die Unabhängigkeitsbewegungen, die nach dem Krieg das Ende der Kolonialreiche herbeiführen sollten, war gelegt.

Die japanische Propaganda nutzte den Sieg natürlich ausgiebig. Singapur wurde in Sionatu umbenannt, Licht des Südens. Die japanischen Medien feierten den Fall der Festung als Beweis für die Überlegenheit des japanischen Geistes, als Zeichen, dass Asien den Asiaten gehören sollte, nicht den westlichen Kolonialherren.

Propagandafilme zeigten britische Soldaten, die ihre Waffen niederlegten, japanische Truppen, die triumphierend durch die Straßen Singapurs marschierten. Churchill war am Boden zerstört. In seinen Memoiren schrieb er später, dass er in seiner gesamten politischen Karriere nie einen härteren Schlag erlebt habe. Die Nachricht vom Fall Singapurs erreichte London in einer Zeit, in der Großbritannien bereits an allen Fronten kämpfte.

In Nordafrika tobten die Kämpfe gegen Rommel. Im Atlantis versenkten deutsche U-Bote alliierte Konvois. Und nun war auch noch das Juwel des Empire im Osten gefallen. Die Kriegslage sah düster aus. Viele in London fragten sich, ob Großbritannien diesen Krieg überhaupt gewinnen könnte. Die Analyse der Katastrophe von Singapur zeigt mehrere kritische Fehler, die zum Fall der Festung führten.

Der erste und vielleicht verhängnisvollste war die strategische Arroganz der britischen Führung. Man hatte sich so sehr auf die Verteidigung gegen einen Seeangriff konzentriert, dass die Möglichkeit einer Landinvasion völlig vernachlässigt wurde. Die gewaltigen Küstenbatterien, in die man Millionen investiert hatte, erwiesen sich als nutzlos gegen einen Feind, der aus dem Dschungel kam.

Dies war ein klassischer Fall von Generals, die den letzten Krieg planen, statt den nächsten. Ein zweiter kritischer Fehler war die völlige Unterschätzung der japanischen Armee. Die rassistischen Vorurteile der britischen Offiziere ließen sie glauben, dass europäische Truppen asiatischen Soldaten grundsätzlich überlegen sein.

Diese Illusion zerplatzte beim ersten Kontakt mit der Realität. Die japanische Armee war hervorragend ausgebildet, motiviert und an die tropischen Bedingungen angepasst. Ihre Taktiken waren modern und flexibel, während die Briten noch nach den Regeln des letzten Krieges kämpften. Die japanischen Soldaten waren trainiert für Nachtkampf, für Dschungelkampf, für schnelle Manöver.

Die britischen Soldaten waren das nicht. Ein dritter Faktor war das völlige Versagen der Luftverteidigung. Ohne Kontrolle über den Luftraum waren die Bodentruppen hilflos. Die japanische Luftwaffe dominierte den Himmel von Anfang an. Jede Truppenbewegung, jede Konzentrationsbildung wurde aus der Luft beobachtet und angegriffen.

Die Moral der Truppen l enorm unter dem Gefühl, vom Himmel aus ungeschützt beobachtet und beschossen zu werden. Soldaten fühlten sich wie Laborratten in einem Experiment machtlos gegen einen übermächtigen Gegner. Viertens spielte auch die Führung eine entscheidende Rolle. General Perzwal war zwar ein ehrenhafter und tapferer Offizier, aber er war kein inspirierender Führer.

Er wirkte unsicher, zögerlich. Seine Entscheidungen kamen zu spät und wenn sie kamen, waren sie oft falsch. Im Gegensatz dazu war Yamashita ein dynamischer, entschlossener Kommandant, der seine Truppen mit eiserner Entschlossenheit vorantrieb. Yamashita verstandsychologie des Krieges. Er wusste, dass Geschwindigkeit und Aggression den Feind demoralisieren würden.

Er gab seinen Truppen keine Zeit zum Nachdenken, trieb sie unermüdlich vorwärts. Die Versorgungsprobleme verschärften die Lage zusätzlich. Singapur war völlig abhängig von Nachschub über das Meer. Als die japanische Marine und Luftwaffe die Seewege abschnitten, begann die Festung zu verhungern. Die strategischen Reserven, die man angelegt hatte, erwiesen sich als völlig unzureichend für eine längere Belagerung.

Dies war ein grundlegender Planungsfehler. Eine Festung muss in der Lage sein, mindestens 6 Monate au Tag zu überleben. Singapur konnte das nicht. Auch die politische Dimension spielte eine Rolle. London hatte nie wirklich verstanden, wie Präkär die Lage in Fernost war. DieAufmerksamkeit der britischen Führung war auf Europa fixiert.

Der Kampf gegen Nazi Deutschland hatte absolute Priorität. Anfragen um Verstärkung und moderne Ausrüstung wurden abgelehnt oder verzögert. Als man endlich erkannte, wie ernst die Lage war, war es zu spät. Die Distanzen waren zu groß, die Zeit zu knapp. Verstärkungen hätten Monate gebraucht, um Singapur zu erreichen. Diese Monate hatte man nicht.

Die Nachkriegsanalysen haben gezeigt, dass Singapur mit den richtigen Vorbereitungen hätte gehalten werden können. Hätte man die Verteidigung der Nordküste Malas ernster genommen, hätte man moderne Flugzeuge und Panzer dorthin verlegt, hätte man flexiblere Taktiken entwickelt, die Geschichte hätte anders verlaufen können.

Hätte man Verteidigungslinien im Dschungel vorbereitet, die Straßen vermint, Brücken für die Sprengung vorbereitet, wäre der japanische Vormarsch zumindest verlangsamt worden. Doch Geschichte kennt kein hätte. Die Realität war, dass Singapur fiel und mit ihm fiel das Prestige des britischen Empire. Die strategischen Folgen waren immens.

Japan kontrollierte nun weite Teile Südostasiens mit seinen reichen Rohstoffvorkommen. E, Gummi, Zin, Reis, alles, was die japanische Kriegswirtschaft brauchte, war nun verfügbar. Die südliche Flanke der japanischen Expansion war gesichert. Japan konnte sich nun auf den Pazifikkrieg gegen die USA konzentrieren.

Für die Australie war der Fall Singapurs ein besonders traumatisches Ereignis. Zhntausende australische Soldaten gingen in Gefangenschaft und viele sollten nie zurückkehren. Die achte australische Division, die den Großteil der australischen Truppen in Malaya bildete, war praktisch vernichtet worden. Von etwa 15 000 Australiern, die kämpften, gingen über 14 000 in Gefangenschaft.

Etwa ein Drittel von ihnen würde die Gefangenschaft nicht überleben. Die Nachricht vom Fall der Festung löste in Australien eine Schockwelle aus. Plötzlich erschien eine japanische Invasion des australischen Festlandes möglich. Singapur war Australiens Schutzschild gewesen, die Barriere, die zwischen Australien und Japan stand.

Mit dem Fall Singapurs war diese Barriere verschwunden. Die japanische Armee stand nur noch wenige tausend Kilometer entfernt. Die Verteidigungspolitik wurde radikal umgestellt, weg von der bedingungslosen Unterstützung des britischen Empire hin zu einer engeren Bindung an die Vereinigten Staaten. Australien zog seine Truppen aus dem Nahen Osten zurück, bereitete sich auf die Heimatverteidigung vor.

Die Beziehung zum Mutterland Großbritannien war dauerhaft beschädigt. Viele Australier fühlten sich von den Briten im Stich gelassen, verraten. Die australischen Soldaten waren nach Singapur geschickt worden mit dem Versprechen, dass die Festung uneinnehmbar sei. Dieses Versprechen hatte sich als Lüge erwiesen.

Für Indien hatte die Kapitulation ebenfalls weitreichende Folgen. Tausende indische Soldaten gerieten in japanische Gefangenschaft. Viele von ihnen wurden von Supas Schandra Bose rekrutiert, einem indischen Nationalisten, der mit den Japanern zusammenarbeitete. Bose gründete die Indiennationale, eine Streitmacht aus ehemaligen britischen Soldaten, die nun gegen ihre früheren Herren kämpfen sollte.

Diese Entwicklung zeigte, wie sehr das Vertrauen in die britische Herrschaft erschüttert war. Die Tatsache, dass tausende indischer Soldaten die Seiten wechselten, war für die britische Führung zutiefst beunruhigend. Indien war das Juwel des Empire die wichtigste Kolonie. Wenn die Loyalität der indischen Armee nicht mehr garantiert war, war das gesamte Empire gefährdet.

Nach dem Krieg würde Großbritannien gezwungen sein, Indien die Unabhängigkeit zu gewähren. Der Fall Singapurs war einer der Faktoren, die zu dieser Entscheidung führten. In Japan wurde der Sieg als Beweis für die Überlegenheit des japanischen Geistes gefeiert. Die Propaganda nutzte den Fall Singapurs, um die Moral der Bevölkerung zu stärken und die Eroberungspolitik zu rechtfertigen.

sprach von der großasiatischen Wohlstandsphäre, einem asiatischen Imperium unter japanischer Führung, das die westlichen Kolonialherren vertreiben und Asien für die Asiaten zurückgewinnen würde. Diese Propaganda hatte durchaus Resonanz nicht nur in Japan, sondern in ganz Asien. Doch die japanische Führung wusste auch, dass dieser Erfolg nicht wiederholt werden konnte.

Die Armee hatte ihre Grenzen erreicht. Die Versorgungslinien waren überdehnt. Der Krieg gegen die Vereinigten Staaten würde ganz andere Herausforderungen bringen. Amerika hatte eine gewaltige industrielle Kapazität, die Japan niemals erreichen konnte. Je länger der Krieg dauerte, desto mehr würde sich diese Überlegenheit bemerkbar machen.

Yamashita selbst, trotz seines triumphalen Sieges, hatte keinen Grund zur Selbstgefälligkeit.