In der glitzernden Welt des deutschen Schlagers der 1970er Jahre gab es kaum ein Gesicht, das so viel Zuversicht und unbeschwerte Freude ausstrahlte wie das von Chris Roberts. Mit seinem markanten Lächeln, dem samtweichen Blick und Hits wie „Du kannst nicht immer 17 sein“ wurde er zum unangefochtenen Idol einer ganzen Generation. Er war der Traum jeder Schwiegermutter und der Inbegriff des deutschen Erfolgs. Doch während Millionen von Menschen in seinen Liedern Trost und Heimat fanden, hütete der Mann im Rampenlicht ein Geheimnis, das so schwer wog, dass es ihn zeitlebens zu erdrücken drohte. Chris Roberts, der gefeierte Superstar, existierte in der offiziellen Welt der Paragraphen und Papiere über 70 Jahre lang schlichtweg nicht.

Hinter der perfekt inszenierten Fassade des Schlagerkönigs verbarg sich die Geschichte von Christian Klusacek, einem Mann, der trotz seines immensen Ruhms und seiner Verdienste um die deutsche Kultur staatenlos war. Es ist eine Ironie des Schicksals, die bitterer nicht sein könnte: Der Mann, der für Deutschland Millionen an Steuern zahlte und als musikalischer Botschafter des Landes fungierte, besaß keinen deutschen Pass. Jedes Lächeln in die Kamera, jeder Auftritt in der ZDF-Hitparade war ein Drahtseilakt. Roberts lebte in der ständigen, zermürbenden Angst, dass seine unsichere Identität auffliegen und das Kartenhaus seines Erfolgs zum Einsturz bringen könnte.

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Dieses Gefühl der Heimatlosigkeit im eigenen Land war jedoch nur eine Facette seines tragischen Schicksals. Chris Roberts war ein Gefangener in einem goldenen Käfig, den die Musikindustrie mit chirurgischer Präzision um ihn herum errichtet hatte. In einer Branche, die keine Schwäche duldet und in der ein Star stets als makelloses Produkt funktionieren muss, wurde seine Gutmütigkeit schamlos ausgenutzt. Seine Manager und Berater kontrollierten nicht nur sein Image, sondern auch sein Vermögen. Während Roberts von Stadt zu Stadt reiste und sich für sein Publikum verausgabte, flossen die Millionen, die er erwirtschaftete, in dunkle Kanäle. Er vertraute blind den Menschen, die versprachen, ihn zu schützen, nur um am Ende festzustellen, dass er systematisch entmündigt und ausgeplündert worden war.

Der tiefe Fall begann mit der Jahrtausendwende. Als sich der Zeitgeist wandelte und der Applaus in den großen Hallen leiser wurde, zeigte das Showgeschäft sein wahres, eiskaltes Gesicht. Die „Freunde“, die früher mit ihm Champagner tranken, waren plötzlich nicht mehr erreichbar. Die schillernden Schlagzeilen verwandelten sich in Berichte über Insolvenzverfahren und Zwangsversteigerungen. Chris Roberts stand vor den Trümmern seiner Existenz. Er verlor sein Haus, seinen Wohlstand und schließlich zerbrach auch seine Ehe – das letzte Bollwerk seiner privaten Stabilität. Der Mann, der Millionen Menschen Mut zugesprochen hatte, war nun völlig allein und am Boden zerstört.

In seinen letzten Lebensjahren raffte er jedoch noch einmal all seine Kraft zusammen. Es war kein Kampf um Ruhm oder Geld, sondern ein Kampf um seine Würde. Im Angesicht des Todes – gezeichnet von einer schweren Krebserkrankung – entschied sich Roberts, das Schweigen zu brechen. Er suchte die juristische Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Manager, um Rechenschaft für die verschwundenen Millionen einzufordern. Es war eine späte Abrechnung mit einem System der Ausbeutung, das ihn erst zum Idol erhob und dann wie ein Auslaufmodell wegwarf.

Chris Roberts starb mit 73 - Vorarlberger Nachrichten | VN.at

Die grausamste Pointe hielt das Leben jedoch für das Ende bereit. Im April 2017, nur drei Monate bevor er für immer die Augen schloss, geschah das, wofür er 72 Jahre lang gekämpft hatte: Ein Briefumschlag der Behörden traf ein. Darin lag sein deutscher Pass. Das Dokument, das ihm zeitlebens die Zugehörigkeit verweigert hatte, war nun endlich da. Doch für Chris Roberts war es kein Ticket in die Freiheit mehr. Er hielt das Papier in den zitternden Händen, während seine Kraft bereits schwand. Es war ein zynisches Abschiedsgeschenk eines Staates, der ihn jahrzehntelang im Ungewissen gelassen hatte.

Chris Roberts starb nicht als der sorglose Sunnyboy, als den ihn die Welt in Erinnerung hat. Er starb als ein Kämpfer, der in seinen letzten Stunden endlich zu sich selbst gefunden hatte. Seine Geschichte ist eine mahnende Erinnerung daran, dass hinter jedem perfekten Image ein zerbrechlicher Mensch steht, der nach Liebe, Anerkennung und einer Heimat sucht. Wenn wir heute seine Lieder hören, sollten wir nicht nur an die Melodie denken, sondern an den Mann, der trotz aller Widerstände versuchte, seine wahre Identität zu bewahren. Er hat uns gelehrt, dass man nicht immer 17 sein kann, aber sein eigenes Ende hat gezeigt, dass die Würde eines Menschen kein Verfallsdatum kennt. Christian Klusacek ist am Ende seines langen, beschwerlichen Weges endlich angekommen.

Sänger Chris Roberts mit Ehefrau Claudia auf dem