Das stille Leid einer Legende: Terence Hill (86) bricht sein Schweigen über den Tod seines Sohnes – „Nichts heilt diesen Schmerz“

Er ist der Mann mit den stahlblauen Augen, dem schelmischen Grinsen und der rechten Hand des Teufels. Millionen kennen Terence Hill (86) als den unbeschwerten Helden, der an der Seite von Bud Spencer Filmgeschichte schrieb. Doch wenn die Kameras aus waren, begann für den Schauspieler oft ein Kampf, den er ganz allein ausfechten musste. Hinter der Fassade des fröhlichen Western-Stars verbirgt sich ein Mensch, der vom Schicksal schwer gezeichnet wurde. Nun, im hohen Alter, öffnet er sein Herz und spricht über den Verlust, der ihn fast zerbrochen hätte.

Wer an Terence Hill denkt, sieht Bohnenpfannen, Schlägereien und lustige Sprüche. Doch das echte Leben von Mario Girotti, wie er bürgerlich heißt, gleicht eher einem Drama als einer Komödie. Es ist eine Geschichte von Ruhm, tiefer Liebe, aber auch von einem Schmerz, der niemals ganz vergeht.

Der Tag, an dem die Welt stillstand

Es war der 30. Januar 1990. Ein Datum, das sich wie ein schwarzer Schleier über das Leben des Schauspielers legte. Sein Adoptivsohn Ross, damals gerade 16 Jahre alt und voller Leben, starb bei einem tragischen Autounfall in den USA. Ross war nicht nur sein Sohn, er war sein Freund, sein Schauspiel-Kollege, seine Hoffnung.

Die Nachricht traf Terence Hill mitten in den Dreharbeiten zur Serie „Lucky Luke“. Er ließ alles stehen und liegen, flog zu seiner Familie, doch innerlich war er bereits erstarrt. „Ich habe Terence noch nie so gebrochen gesehen“, erinnerte sich seine Frau Lori später. Der Mann, der auf der Leinwand jeden Gegner besiegte, war gegen diesen Schicksalsschlag machtlos.

Jahrelang mied er die Öffentlichkeit, zog sich in die Berge zurück, schwieg, betete und weinte. „Ich wollte weg. Ich wusste nicht wohin, nur weg von allem“, gestand er später. Die Frage nach dem „Warum“ quälte ihn, doch eine Antwort fand er nie.

Lori: Der Fels in der Brandung

Dass Terence Hill nicht an diesem Verlust zerbrach, verdankt er vor allem einer Person: Seiner Frau Lori Zwicklbauer. Seit über 50 Jahren sind die beiden verheiratet, eine Ewigkeit im schnelllebigen Showgeschäft. Ihre Liebe begann 1967 am Filmset – und sie hielt stand, als alles andere zusammenbrach.

Als Terence in seiner Trauer versank, war Lori da. Sie hielt seine Hand, wenn Worte fehlten. Sie ertrug sein Schweigen, seine Rückzüge, seine Schuldgefühle. Denn Hill quälte lange der Gedanke, als Vater versagt zu haben, weil er oft für die Karriere unterwegs war. Doch Lori blieb. „Er braucht keine Worte“, sagte sie einmal. „Er lebt in Taten.

Heute leben die beiden zurückgezogen im italienischen Umbrien oder in Massachusetts. Kein Glamour, keine Partys. Stattdessen gemeinsame Spaziergänge, die Pflege der Olivenbäume und stille Abende auf der Terrasse. Hill nennt Lori seine „Heimat“. Sie ist der Anker, der ihn festhält, wenn die Erinnerungen zu schmerzhaft werden.

Ein neues Leben als Don Matteo

Es dauerte lange, bis Terence Hill wieder vor die Kamera trat. Doch als er es tat, war er verändert. Die Rolle des Pfarrers „Don Matteo“, die er ab dem Jahr 2000 spielte, war mehr als nur ein Job. Sie war Therapie. In der Figur des gütigen, weisen Priesters, der Verbrechen mit Menschlichkeit löst, fand Hill einen Ausdruck für seinen neu entdeckten Glauben und seine innere Reife.

„Don Matteo ist das, was ich sein möchte“, sagte er. Die Serie wurde ein phänomenaler Erfolg, vielleicht gerade weil die Zuschauer spürten, dass hier ein Mann spielte, der wusste, was Leid bedeutet.

Der Abschied vom besten Freund

Ein weiterer schwerer Schlag traf ihn 2016, als sein lebenslanger Freund und Partner Bud Spencer starb. „Ich habe ihn mehr geliebt, als ich sagen konnte“, so Hill. Bei der Beerdigung sah man einen Terence Hill, der still und gefasst Abschied nahm – und doch innerlich weinte. Mit Spencer verlor er den Menschen, der ihn verstand wie kein anderer.

Seinen letzten Film „Mein Name ist Thomas“ widmete er ihm. Es ist ein stilles Werk, ein Roadmovie über die Suche nach sich selbst. Ein Abschiedsgeschenk an den „Dicken“ und eine Verarbeitung seiner eigenen Reise.

Das Vermächtnis eines Gentleman

Mit 86 Jahren blickt Terence Hill auf ein Leben zurück, das voller Extreme war. Er besitzt ein Vermögen, das auf über 20 Millionen Euro geschätzt wird, doch es bedeutet ihm wenig. Er spendet viel, lebt bescheiden und fährt einen alten Land Rover. Sein wahrer Reichtum sind die Erinnerungen – die schönen und die schmerzhaften.

„Ich habe gelernt, die Erinnerung zu bewahren, ohne daran zu zerbrechen“, sagt er heute über seinen Sohn Ross. „Er ist nicht weg, er ist nur vorausgegangen.

Terence Hill ist mehr als eine Legende des Kinos. Er ist ein Vorbild an Würde. Ein Mann, der zeigt, dass man auch nach den schlimmsten Schlägen wieder aufstehen kann. Seine blauen Augen strahlen vielleicht nicht mehr so unbeschwert wie früher, aber sie haben eine Tiefe bekommen, die berührt. Er ist ein stiller Held, der seinen Frieden gefunden hat – an der Seite seiner Lori, im Gedenken an Ross und Bud, und im Einklang mit sich selbst.