Medien-Märchen entlarvt: Warum das angebliche “Eigentor” Putins reine Fantasie ist

In der Welt der schnellen Schlagzeilen und klickträchtigen News ist die Versuchung groß, die Realität so zu biegen, dass sie ins eigene Weltbild passt. Ein aktuelles Beispiel dafür liefert die “Bild”-Zeitung, die mit einer gewagten These für Aufsehen sorgt: Wladimir Putin habe sich ein “massives Eigentor” geschossen. Der Grund? Geplante westliche Sicherheitsgarantien und Truppenpräsenzen in der Ukraine. Doch wer genauer hinsieht und die Fakten checkt, merkt schnell: Hier wird der Wunsch Vater des Gedankens. Alexander Raue vom Kanal “Vermietertagebuch” hat diese Berichterstattung nun scharf kritisiert und einer gnadenlosen Analyse unterzogen.

Die Schlagzeile und die Realität

Die These der “Bild” klingt auf den ersten Blick verlockend für jeden, der sich ein Ende des Ukraine-Krieges im westlichen Sinne wünscht. Da die USA neue Waffenlieferungen verweigern, soll Kiew einem Deal zustimmen, der im Gegenzug “robuste Sicherheitsgarantien” beinhaltet. Diese Garantien, ausgehandelt unter anderem von Friedrich Merz und Wolodymyr Selenskyj, sehen den Einsatz einer multinationalen Truppe vor – geführt von Europa, unterstützt von den USA. Die Logik der Zeitung: Da Putin den Krieg führt, um die NATO von seinen Grenzen fernzuhalten, wären westliche Truppen in der Ukraine genau das, was er verhindern wollte – ergo: ein Eigentor.

“Das ist wirklich Volksverdummung auf allerhöchsten Niveau”, kommentiert Raue diese Darstellung. Denn die Rechnung der “Bild” hat einen entscheidenden Fehler: Sie setzt voraus, dass Russland diesen Plan einfach akzeptieren wird. Es wird so getan, als sei die Stationierung westlicher Truppen bereits beschlossene Sache und Putin müsse dies nun zähneknirschend hinnehmen. Doch das ist, gelinde gesagt, eine “komplette Milchmädchenrechnung”.

Russlands rote Linien werden ignoriert

Der entscheidende Punkt, den die mediale Jubelberichterstattung ausblendet, ist die Position des Kremls. Dieser Friedensplan mit westlichen Truppen ist ein rein westliches Konstrukt. Russland saß weder mit am Tisch, noch hat es Zustimmung signalisiert. Im Gegenteil: Sowohl Wladimir Putin als auch sein Außenminister Sergej Lawrow haben in der Vergangenheit mehrfach unmissverständlich klargestellt, dass fremde Truppen auf ukrainischem Boden eine absolute rote Linie darstellen.

Bereits im August 2025 berichtete Reuters über Putins Bedingungen für ein Ende der Kampfhandlungen. Dazu gehören nicht nur die Abtretung der vier von Russland beanspruchten Provinzen, sondern explizit auch der Verzicht auf NATO-Ambitionen und eine Vereinbarung, dass “keine westlichen Truppen als Teil der Friedenssicherungsgruppe vor Ort in der Ukraine eingesetzt werden”. Auch Lawrow warnte laut “Kyiv Independent” davor, dass selbst Truppen unter EU- oder nationaler Flagge als direkte Bedrohung angesehen würden.

Wunschdenken statt Realpolitik

Die Darstellung, Putin habe sich ein Eigentor geschossen, basiert also auf der Annahme, dass der Westen diktieren kann, wie der Frieden aussieht. Doch in der harten Realität des Krieges hat der Gegner ein Vetorecht – und das übt er auf dem Schlachtfeld aus. “Wenn die Ukraine nur einen Friedensvertrag mit westlichen Friedenstruppen akzeptiert, dann lehnt Putin das einfach ab und kämpft weiter”, analysiert Raue treffend.

Es zeugt von einem gefährlichen Realitätsverlust, wenn Medien so tun, als ob die Ukraine oder Europa in der Position wären, Forderungen zu stellen, die Russland bedingungslos schlucken muss. Der verantwortliche Journalist Julian Röpke wird hierfür scharf kritisiert, da er suggeriert, Russland habe durch seine Aggression nun genau das herbeigeführt, was es vermeiden wollte. Dabei wird völlig ausgeblendet, dass Russland die militärischen Mittel hat, diese Pläne zu durchkreuzen.

Fazit: Ein gefährliches Spiel mit der öffentlichen Meinung

Was bleibt, ist der bittere Beigeschmack einer gezielten Manipulation. Den Lesern wird ein Sieg verkauft, der keiner ist. Es wird suggeriert, der Westen habe Putin überlistet, während man in Wahrheit Forderungen aufstellt, die eine diplomatische Lösung eher erschweren als erleichtern.

Diese Art der Berichterstattung ist nicht nur journalistisch fragwürdig, sie wiegt die Bevölkerung auch in falscher Sicherheit. Statt einer ehrlichen Analyse der schwierigen Lage bekommen wir Erfolgsmeldungen, die beim ersten Kontakt mit der Realität zerplatzen wie Seifenblasen. Alexander Raue bringt es auf den Punkt: “Unsere westlichen Medien berichten nicht mal ansatzweise neutral.” Wer wirklich verstehen will, was in diesem Konflikt passiert, muss lernen, zwischen den Zeilen zu lesen und auch die unangenehmen Fakten der Gegenseite zur Kenntnis zu nehmen. Alles andere ist Träumerei – und in der Geopolitik können Träume schnell zum Albtraum werden.